Aus der Historie - Pflege auf Achse

Angefangen hat es alles einmal ganz anders. Was heute über die Stadtgrenzen hinaus als ein Krankhaus der Maximalversorgung, als Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover, als Friederikenstift oder schlicht als „das Frieda“ bekannt ist, hat dereinst quasi mit etwas ähnlichem wie einem ambulanten Pflegedienst begonnen.

Lange ist es her, als Ida Arenhold den Frauenverein für Armen- und Krankenpflege gründete und sich nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ aufmachte in die Haushalte, um dort wo es nötig war Hilfe zu leisten. Nötig war es tatsächlich, denn die Not war groß.

Die beginnende Industrialisierung veränderte die Städte und sie veränderte die Menschen. Die Landflucht setzte ein und die Arbeiterquartiere in den Städten wuchsen. Die hygienischen Verhältnisse waren schlecht und die Armut groß. Von einer Sozialversicherung war noch keine Rede. Der Verbund innerhalb der Familie über Generationen hinweg, in ländlichen Regionen selbstverständlich, ließ sich in den Kleinstwohnungen der Arbeiter nicht mehr realisieren.

Mit dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe lässt sich ausdrücken, was Ida Arenhold damals praktizierte.

Keine Frage, die ambulante Pflege sieht heute anders aus:

In dem Büro sind die Rechner umlagert, es geht um eine Änderung im Dienstplan – eine Kollegin ist krank geworden. Wer übernimmt jetzt ihre Tour? Es ist Freitagnachmittag, ein Patient soll aus dem Krankenhaus entlassen werden und wie so oft ist längst nicht alles geregelt. Ein spezielles Bett muss besorgt und die Medikamente aus der Apotheke beschafft werden. Wer kann das übernehmen? Wie im Bienenkorb schwirren fleißige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein und aus. Das Telefon klingelt ständig. Angehörige haben Fragen, sorgen sich und wissen nicht weiter. Guter Rat, Ruhe vermitteln, ein tröstendes Wort, während in der Tür schon ein anderer Angehöriger steht, der gern Hilfsmittel abholen möchte und auch ziemlich aufgewühlt ist.

Es geht nicht einfach nur um das Verbände wechseln, Wunden versorgen, Infusionen austauschen oder Schmerzpumpen überwachen – die Mitarbeitenden der ambulanten Pflege brauchen starke Nerven, viel Flexibilität und große Herzlichkeit, um Patienten und Angehörige entsprechend unterstützen zu können. Und nicht jeder, der krank war und von der ambulanten Pflege betreut wird, wird bald gesund sein. Die Begleitung von Menschen während ihrer letzten Tage und Stunden gehört auch zum Aufgabengebiet der Friederikenstift Krankenpflege. Da heißt es Abschied nehmen, Loslassen, Aushalten und Trösten – manchmal auch sich selber.

Ambulante Pflege kann viel und leistet viel. Nahezu rund im die Uhr versorgen die Mitarbeitenden der Friederikenstift Krankenpflege Menschen in ganz Hannover. Mit kleinen blauen Flitzern (Autos), nicht so schnellen Flitzern (Fahrrädern) und auch mal ganz großen grünen Flitzern (die Stadtbahnen in Hannover) sind zwanzig Mitarbeitende jeden Tag unterwegs, um zu helfen, wo Hilfe nötig ist, um Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Insgesamt teilen sich diese Aufgaben fast 60 Mitarbeitende und ständig werden es mehr.

Christian Bokelmann

 

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