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„Das pure Leben bis zum Schluss!“ - 15 Jahre Palliativstation im Friederikenstift

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Sr. Sylke Bargheer betreut einen Patienten, der so viel Zeit wie möglich auf der großzügigen Terrasse der Palliativstation verbringt.

„Es ist das pure Leben bis zum Schluss!“, erinnert sich Grazyna Rörig an die Zeit mit ihrem Neffen auf der Palliativstation im DIAKOVERE Friederikenstift. Sie hat den Mann, der wie ein Bruder für sie war und mit 43 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung im vergangenen Jahr im Uhlhorn Hospiz verstarb, in seinen letzten Wochen und Tagen begleitet – auch auf der Palliativstation. „Es war die lebendigste Zeit in meinem Leben! Voller Leben, Liebe und Lachen!“ Damit greift Rörig das Motto der Station auf. „Eine Palliativstation ist keine Sterbestation“, betont Sr. Sylke Bargheer. Sie ist seit sieben Jahren Pflegerische Leitung der Palliativstation im DIAKOVERE Friederikenstift und ist seit den ersten Tagen der Palliativarbeit im Friederikenstift dabei. Genauso lange wie es diese spezielle Station im Krankenhaus in der Calenberger Neustadt jetzt schon gibt.  Vielmehr gehe es bei der Palliativarbeit um Krisenintervention und Perspektiventwicklung. Perspektive? Wenn man nur noch kurze Zeit zu leben hat? „Gerade dann ist es wichtig, die Situation für sich anzunehmen und aus einer anderen Perspektive zu betrachten.“ Das gelte sowohl für den Menschen auf seinem letzten Lebensabschnitt als auch die Angehörigen.  So ging es auch Rita Holtz, deren Ehemann nach langer Erkrankung vor zwei Jahren verstarb: „Man denkt, jetzt ist alles vorbei. Aber ich wurde auch als Angehörige aufgefangen, aufgeklärt und hatte einen Ort für meine Fragen und Sorgen.“

Dabei sind die Patienten oft nur noch wenige Tage auf der Palliativstation im Friederikenstift. „In 15 Jahren hat sich so viel getan in der Palliativversorgung in Hannover“, blickt Sr. Sylke Bargheer zurück. Heute sei die Palliativversorgung sehr viel umfassender als zu Beginn. Die Erkrankten blieben viel länger Zuhause, versorgt durch ambulante Palliativ- und Hospizdienste. Auch die palliative Weiterbildung des Fachpersonals in Medizin und Pflege habe erhebliche Fortschritte gemacht. „Die Patienten kommen heute erst zu uns auf die Station, wenn die Versorgung Zuhause nicht mehr möglich ist.“ Etwa wenn sie unter sehr starken Schmerzen leiden, wie der Neffe von Grazyna Rörig. Auf der “Palli“, wie die Station von allen liebevoll genannt wird, wurde seine Medikation wiedereingestellt, sein Zustand stabilisierte sich. Seine letzten Tage konnte er daraufhin umsorgt im Uhlhorn Hospiz verbringen. Dabei war er immer umgeben von seinen nächsten Angehörigen. Eine Oase inmitten des Krankenhauses sei die Station, so sagte es ein Angehöriger vor einiger Zeit zu Sr. Sylke. Das bestätigt auch Grazyna Rörig: „Zeit spielt hier keine Rolle!“

In 15 Jahren haben sich viele Erinnerungen an geliebte Menschen gesammelt. 300 Patienten betreut das Team der Palliativstation im Jahr. Rund 50 Prozent dieser Patienten werden hier bis zum letzten Atemzug begleitet. Der Inhalt einer kleinen Truhe im gemütlichen Aufenthaltsraum der Station erinnert an all diese Menschen: Auf kleinen gravierten Holztalern mit den Namen der Verstorbenen findet sich ein Zitat eines unbekannten Verfassers: „Erinnerungen sind wie kleine Sterne, die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten.“ Im Rahmen einer Gedenkfeier werden diese Taler an die Angehörigen übergeben. Auch das ist Teil der Arbeit auf der Palliativstation. Sr. Sylke ist stolz auf das Team, dass sowohl aus haupt- als auch ehrenamtlichen Mitarbeitenden besteht. „Die Kolleginnen und Kollegen, die hier arbeiten, haben sich aktiv für die Arbeit mit Menschen am Ende ihres Lebens entschieden. Dieses Engagement spürt man jeden Tag!“

 
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