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Nötig und möglich: chronische Schmerzen frühzeitig verhindern

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Bei manchen Menschen können alltägliche Kopf-, Rücken- oder Gelenkschmerzen chronisch werden. 23 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen – manche so stark, dass sie kaum noch ihren Alltag bewältigen können. Doch es gibt Möglichkeiten, eine solche Chronifizierung zu verhindern. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. hat ein neues präventives ambulantes Untersuchungsangebot entwickelt. Dieses ermöglicht es, frühzeitig und berufsgruppenübergreifend die Ursache für anhaltende Schmerzen herauszufinden und eine geeignete Therapie einzuleiten. Das sogenannte Ambulante Interdisziplinäre Multimodale Assessment (A-IMA) wird zunächst an 25 Zentren bundesweit eingeführt. Das Interdisziplinäre Schmerzzentrum im DIAKOVERE Friederikenstift in Hannover ist eines dieser Zentren.  

„Zu handeln, bevor Schmerzen chronisch werden, ist nötig und möglich“, erklärt Dr. Nicolas Jakobs, Ärztlicher Leiter im Schmerzzentrum. Notwendig ist dafür idealerweise die Expertise unterschiedlicher Berufsgruppen: Schmerzgeplagte sollten möglichst ärztlich, psychologisch und physiotherapeutisch untersucht werden, um ein Gesamtbild des Risikos einer Chronifizierung zu erhalten. Die Deutsche Schmerzgesellschaft hat den Nutzen eines solchen Interdisziplinären Multimodalen Assessments (IMA) bereits im Rahmen des Projekts PAIN2020 wissenschaftlich untersucht und soll nun als ambulante Form dieser Behandlung – A-IMA –  in die Patientenversorgung in Deutschland eingeführt werden.

Im Rahmen von A-IMA erhalten die Betroffenen bereits nach sechs Wochen anhaltender Schmerzen in spezialisierten schmerztherapeutischen Zentren die Möglichkeit, in einem eintägigen Assessment umfassend untersucht zu werden. Das Team aus Ärzten, Psychologen und Physiotherapeuten stellt dann eine gemeinsame Diagnose und gibt eine fundierte, Leitlinien-konforme Therapieempfehlung. Der Therapieplan wird im Anschluss gemeinsam mit dem Patienten erstellt. „Durch die aufeinander abgestimmten Untersuchungen werden so unnötige Behandlungen vermieden“, so Jakobs.

Bisher ist es nur BARMER-Versicherten möglich, von dem neuen Angebot zu profitieren. Die Schmerzgesellschaft hat jedoch weitere Krankenkassen angefragt und eingeladen, ebenfalls mitzumachen. „Der A-IMA-Selektivvertrag ist für alle gesetzlichen Krankenkassen geöffnet. Wir sind zuversichtlich, dass weitere Kassen beitreten und so auch ihren Versicherten diese frühzeitige ambulante Behandlung ermöglichen“, sagt Winfried Meißner, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.. Derzeit bieten bundesweit 14 Zentren das neue Behandlungskonzept an, die Schmerzgesellschaft arbeitet mit Hochdruck an einem flächendeckenden Ausbau auf 25 Behandlungszentren im gesamten Bundesgebiet. Teilnehmende Einrichtungen wie das Interdisziplinäre Schmerzzentrum verpflichten sich zu besonderen Maßnahmen der Qualitätssicherung. Dabei werden auch Patientenerfahrungen und -einschätzungen regelmäßig erfasst sowie eine Qualitätsberichtserstattung systematisiert. Zudem müssen die Behandelnden schmerztherapeutisch im besonderen Maße ausgebildet sein.

Das PAIN2020-Projekt wird durch einen öffentlichen Geldgeber (Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses G-BA) mit sieben Millionen Euro gefördert und hat die Verbesserung der Versorgungsqualität und -effizienz von Menschen mit Risikofaktoren für eine Schmerzchronifizierung zum Ziel.

Betroffene erhalten weitere Informationen über das Interdisziplinäre Schmerzzentrum im Friederikenstift. Telefon: 0511 129 2876, E-Mail: daniela.marquart@diakovere.de 

Zum Interdisziplinären Schmerzzentrum im DIAKOVERE Friederikenstift 

 
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