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Die Bank kommt zum Kunden: Inklusionsprojekt von Annastift und Evangelischer Bank

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Annastift-Bewohner Michael Oetter: „Mit meiner eigenen Bankkarte bin ich beim Einkauf viel flexibler.“

Ein Bankkonto ist etwas Normales und im Alltag kann eigentlich niemand darauf verzichten. Trotzdem haben viele Menschen mit Behinderungen kein eigenes Konto oder können ihre Bankkarte nicht nutzen. Sie kommen oft nicht in Bankfilialen oder an den Geldautomaten, weil sie als Rollstuhlbenutzer keine Treppen steigen können oder die Filialen zu weit von ihrem Wohnort entfernt sind. Sie können sie nicht benutzen, weil ihre Arme gelähmt sind oder weil sie sehbehindert sind. Von Bankgeschäften bleiben viele auch ausgeschlossen, weil sie die komplizierte Sprache der Verträge und Geschäftsbedingungen nicht verstehen und gar nicht erst ein Konto eröffnen.

Die DIAKOVERE Annastift Leben und Lernen gGmbH in Hannover hat dieses Problem erkannt und bringt jetzt, in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Bank, ein besonderes Projekt auf den Weg: das „barrierefreie Konto“. Zu einer Informationsveranstaltung der diakonischen Einrichtung kamen am 7. Oktober rund 100 Bewohner des Annastiftes, Beschäftigte der Werkstatt für behinderte Menschen sowie Gäste aus anderen Behinderteneinrichtungen in und um Hannover. Hintergrund des Projektes sei die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, erläuterte Dirk Semrau, Bereichsleiter von Annastift Leben und Lernen. Menschen mit Behinderungen sollen danach die gleichen Rechte auf gesellschaftliche Teilhabe und Selbstbestimmung haben wie alle anderen Menschen auch. „Wir haben uns gefragt, was wir konkret dafür tun können, damit unsere Bewohner und Beschäftigten in den Werkstätten ein eigenes Konto führen können.“ Nun gehöre man zu den ersten Einrichtungen für behinderte Menschen in Deutschland, die dieses Thema angeschoben hätten.

„Die Bank kommt zu Ihnen!“, versprach Hans-Christoph Reese, Leiter des Bereichs Institutionelle Kunden Süd der Evangelischen Bank. Die Evangelische Bank bietet ein Konto mit einer ganz normalen Bankkarte an, die auch außerhalb des Annastiftes an Geldautomaten und in Geschäften sowie für das Online-Banking eingesetzt werden kann. Der Clou: Bewohner und Werkstattbeschäftigte des Annastiftes können zukünftig zu bestimmten Zeiten Barabhebungen an einem mobilen Cash-Terminal direkt im Annastift vornehmen, wie der Projektleiter in der Evangelischen Bank, Jürgen Schleicher, erläuterte. Außerdem beraten und unterstützen Mitarbeitende des Sozialen Dienstes des Annastiftes bei der Eröffnung eines Kontos. Auf eine monatliche Gebühr zur Kontoführung wird bei diesem speziellen Angebot der Evangelischen Bank verzichtet. Es fällt lediglich ein jährlicher Betrag von sechs Euro für die Bankkarte an. Außerdem gibt es eine Anleitung in leichter Sprache, wie ein Konto eröffnet und benutzt werden kann. „Unser Engagement für echte Barrierefreiheit und gelebte Inklusion unterstreicht die partnerschaftliche Zusammenarbeit, die uns mit dem Annastift seit Jahren auch in anderen Bereichen verbindet“, betonte Reese.

Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Infoveranstaltung kam die Idee gut an. Lebhaft beteiligten sich viele an einer Fragerunde. „Können wir auch einen richtigen Geldautomaten auf das Gelände bekommen?“ „Was mache ich, wenn ich aufgrund meiner Behinderung die erforderliche Geheimzahl nicht selber eingeben kann?“ Diese und weitere Fragen zeigten, dass das aktuelle Projekt nur ein Anfang sein könne, versicherte Dirk Semrau, er hoffe aber, dass sich viele Bewohner und Beschäftigte beteiligten.

Hannover, 13.10.2015

Über Annastift Leben und Lernen

In der Betriebsgesellschaft DIAKOVERE Annastift Leben und Lernen gGmbH sind verschiedene Angebote für Menschen mit überwiegend körperlichen Behinderungen gebündelt. Sie sind untergliedert in die Fachbereiche Berufsbildungswerk, Werner-Dicke-Schule, Mira-Lobe-Schule (Inklusive Schule), Ambulanter Dienst – Servicewohnen - Fachdienst Ambulant Betreutes Wohnen, Wohn- und Betreuungsbereich sowie Berufliches Bildungs- und Eingliederungszentrum. Die Annastift Leben und Lernen gGmbH hat zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention einen Aktionsplan aufgelegt.

Die Evangelische Bank eG

Die Evangelische Bank eG ist ein genossenschaftlich organisiertes, nachhaltiges Kreditinstitut. Als moderner Finanzdienstleister bietet sie Spezial-Know-how und umfassende Finanzlösungen für den kirchlich-diakonischen und sozialen Bereich. Im Jahr 2014 ist die Evangelische Bank eG aus einem Zusammenschluss der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG, Kassel, und der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft eG, Kiel, entstanden. Mit einer Bilanzsumme von 7,2 Mrd. Euro stellt die Evangelische Bank eG die größte Kirchenbank dar und zählt zu den zehn größten Genossenschaftsinstituten in Deutschland. Als nachhaltig führende Kirchenbank Deutschlands ist die Evangelische Bank eG ein spezialisierter Finanzpartner der Kirchen, Diakonie, Caritas, Freien Wohlfahrtspflege und der Sozialwirtschaft sowie diesen Institutionen nahestehenden Personen. Rund 500 Mitarbeiter betreuen bundesweit rund 19.000 institutionelle Kunden und ca. 72.000 private Kunden an 15 Standorten.

 
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