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Ein Zahnputzroboter für das selbstbestimmte Leben

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Zahnputzroboter, Fotograf: Marcel Domeier

Seit Anfang 2013 kooperieren die Annastift Leben- und Lernen GmbH und die Fakultät I – Elektro- und Informationstechnik der Hochschule Hannover (HsH) mit dem Ziel, Annastift-Bewohner mit speziell für sie angepassten technischen Hilfsmitteln zu unterstützen. Am Markt stehen solche Mittel entweder gar nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung. Für die einzelne Person können solche Hilfsmittel jedoch eine große Bereicherung für ein selbstbestimmtes Leben bedeuten. Im Rahmen von zwei studentischen Projekten wurden an der HsH verschiedene Hilfsmittel entwickelt, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Bewohner und Geschäftsführung des Annastifts zollen der zukunftsweisenden Arbeit der Studenten hohen Respekt.

Im ersten Projekt entwickelten die Studierenden einen Zahnputzroboter. Menschen, die sich aufgrund einer Behinderung nicht selbst die Zähne putzen können, sind hierfür bisher auf eine Pflegekraft angewiesen. Mithilfe des entwickelten Zahnputzroboters besteht nun die Möglichkeit zu einer individuellen und eigenständigen Zahnpflege – ganz ohne die Unterstützung durch eine Pflegekraft. Geschwindigkeit, Anpressdruck und weitere Parameter sind konfigurierbar. Dieses Werkzeug stellt einen wichtigen Beitrag für ein stärker selbstbestimmtes Leben dar. „Es sind oftmals die kleinen, selbstverständlichen Dinge im Leben, die unseren Menschen mit körperlichem Handicap den Alltag erschweren. Das fängt schon morgens beim Zähneputzen an. Mit dieser Innovation ist wirklich allen hier geholfen“, lobt Dirk Semrau, Prokurist von Annastift Leben und Lernen, diesen neuartigen Zahnputzroboter.

Das zweite studentische Projekt befasste sich mit der Entwicklung spezieller Eingabewerkzeuge für Computer. Menschen mit Behinderungen sind manchmal nicht in der Lage, standardisierte Eingabewerkzeuge wie Maus oder Tastatur zu bedienen. Bereits existierende Speziallösungen sind oft nicht auf die individuellen Fähigkeiten der Menschen mit Behinderung anpassbar. Im Rahmen des Projekts wurden allerdings Eingabewerkzeuge entwickelt, die jetzt die Bedienung eines Rechners und somit auch verschiedener Programme auch bei eingeschränkten motorischen Fähigkeiten ermöglichen.

Dirk Semrau freut sich sehr über diese noch frische Zusammenarbeit  mit der Hochschule und die dadurch geschaffene Möglichkeit, neue Wege zu finden, Menschen mit Behinderungen Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Er sieht es als neue Erfahrung, nicht nur auf den Gebieten Betreuung und Pädagogik, sondern auch auf anderen Wegen nach Antworten, um Teilhabe zu ermöglichen, zu suchen. Die Zusammenarbeit erlebten sie als sehr konstruktiv mit einem zukunftsweisenden Ergebnis.

Prof. Dr. Niemann, Projektleiter seitens der HsH: „Durch das besondere Engagement der beteiligten Studierenden und der betreuenden  Professoren Dr.-Ing. Jörg Wehmeier, Dr.-Ing. Michael Hötter, Dr.-Ing. Robert Patzke wurden diese beiden Projekte erst möglich. Die Studierenden konnten neben der Vertiefung ihres fachlichen Wissens auch in einem erheblichen Maße Erfahrungen im interdisziplinären Arbeiten und im Bereich der Schlüsselqualifikationen sammeln. Auch für die betreuenden Kollegen und mich war dieses Projekt eine interessante Erfahrung. Es freut uns, dass wir mit den Projekten einen Beitrag zum selbstbestimmten Leben der Annastift-Bewohner leisten konnten.“

Im Wohn- und Betreuungsbereich von Annastift Leben und Lernen gibt es derzeit Wohnangebote 170 Erwachsene,  darüber hinaus Wohngruppen für 45 Schüler und eine Tagesförderstätte für rund 80 Menschen mit schwerer Behinderung. Annastift Leben und Lernen ist eine Betriebsgesellschaft im Gesundheits- und Sozialkonzern Diakonische Dienste Hannover. Die DDH ist mit 4500 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 300 Millionen € größtes diakonisches Unternehmen in Niedersachsen.

Die Fakultät I – Elektro- und Informationstechnik der HsH bietet neben den Bachelorstudiengängen Elektrotechnik und Informationstechnik, Mechatronik,  Wirtschaftsingenieur Elektrotechnik  und Technische Redaktion auch einen Bachelorabschluss in Technical Education (Lehramt an Berufsschulen) an. Ergänzt wird das Angebot durch den Masterstudiengang Sensor- und Automatisierungstechnik. 

 
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