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Meilenstein für Qualitätssicherung bei künstlichen Gelenken

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Patienten, die im DIAKOVERE Annastift ein neues Hüft- oder Kniegelenk erhalten, sind die ersten Nutznießer eines Gemeinschaftsprojektes des Krankenhauses mit der Ärztekammer und der Medizinischen Hochschule Hannover. Mit einer neuartigen App wird erstmals ein sektorenübergreifender Behandlungspfad implementiert, der Patienten von der Erstuntersuchung bis zur Entlassung aus der Rehabilitationsklinik begleitet und ihnen so mehr Planungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten eröffnet. 
Starke Schmerzen in Knie und Hüfte – eine längere Lebensdauer und der Wunsch langfristig mobil zu bleiben hat seinen Preis: einen stetig höheren Verschleiß. Der wiederum aber führt zu immer mehr künstlichen Gelenken. Bundesweit sind jährlich 390.000 Patienten von einem Eingriff für ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk betroffen. Es handelt sich dabei um eine der häufigsten Operationen an Deutschlands Krankenhäusern. Ziel der Eingriffe ist die möglichst wenig eingeschränkte, schmerzfreie Beweglichkeit durch eine präzise eingesetzte Totalendoprothese (TEP) mit einer langen Lebensdauer. Für Patienten und Angehörige sind Operation und Rehabilitation häufig ein schwer verständliches Unterfangen und eine Fülle an Informationen ist zu verarbeiten. Das belastet zusätzlich. 


In einem bundesweit bisher einmaligen Gemeinschaftsprojekt ist es gelungen, einen Meilenstein für die Qualitätssicherung bei künstlichen Gelenken von Knie und Hüfte durch ein neues medizinisches High-Tech-Produkt zu entwickeln. Erstmals ist es nun möglich, den Patienten vor, während und nach der Operation aus einem Guss sektorenübergreifend (Arzt, Krankenhaus, Rehabilitationsklinik) mit einem einheitlichen Behandlungsplan zu betreuen. 
Bisher bargen die unterschiedlichen, nicht aufeinander aufgebauten Behandlungen, Sicherheitsrisiken und darüber hinaus waren sie teilweise unwirtschaftlich. Damit ist jetzt Schluss. In einem zweijährigen, wissenschaftlich begleiteten Projekt wurde eine TEP (Totalendoprothese)-App entwickelt, an deren Ende die möglichst uneingeschränkte, schmerzfreie Beweglichkeit bei künstlichen Gelenken steht. 
Patienten, die im Annastift ein neues Hüft- oder Kniegelenk erhalten, können sich eine App als Wegbegleiter für ihre Behandlung herunterladen. Damit ist ein „Sektorenübergreifender Behandlungspfad“ implementiert, der Patienten von der Erstuntersuchung bis zur Entlassung aus der Rehabilitationsklinik begleitet. 


Insgesamt neun Partner sind an dem „Sektorenübergreifenden Behandlungspfad“ beteiligt. Entwickelt wurde die sogenannte „TEP-App“ vom Diakoniekrankenhaus Annastift als zertifiziertes Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung, dem Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ) – Einrichtung der Ärztekammer Hannover und dem Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Medizinischen Hochschule Hannover (PLRI). Sechs niedersächsische Rehakliniken wurden zudem ins Boot geholt, um den TEP-Patienten künftig Schritt für Schritt durch den Gesundungsprozess zu lotsen. 


Im Rahmen des Projektes kooperieren Krankenhaus und mehrere Rehabilitationseinrichtungen mit dem Ziel, eine kontinuierliche Verbesserung der Qualität bei der Versorgung und Gesundung der Patienten herzustellen. Die TEP-App ist unter anderem für Smartphones und Tablet-Computer konzipiert und bietet ein ununterbrochenes innovativ gestaltetes Behandlungskonzept, in der der Patient alle relevanten Informationen erhält und aktiv an seinem Heilungsprozess mitarbeiten kann. Die App führt die Person nachvollziehbar durch alle Schritte des akut stationären Verlaufes und Rehabilitationsklinik. Der Behandlungsplan liegt ständig verfügbar in der Hand des Patienten. Zusätzlich zur Erklärung der einzelnen Meilen-steine bietet das Programm ein interaktives Patiententagebuch sowie Checklisten, Tipps und Videos zu physiotherapeutischen Übungen. 


„Die App stellt den Patienten individualisierte und zeitgemäße Informationen zur Verfügung, die stetig aktualisiert werden können. Das stärkt auch die Eigeninitiative“, sagt Dr. phil. Brigitte Sens, Leiterin des Zentrums für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ), Einrichtung der Ärztekammer Niedersachsen. Mit diesem Pilotprojekt wird erstmals ein sektorenübergreifender Behandlungspfad zur zielorientierten Behandlungssteuerung und Qualitätssicherung realisiert. Das bietet zudem die Basis für weitere wissenschaftliche Projekte, wie beispielsweise Patientenbefragungen etc. für die Zukunft. 
Die TEP-App wurde am Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik an der MHH für Smartphones und Tablet-PC mit Android- und iOS-Betriebssystem entwickelt. Sie steht kostenlos in den betreffenden App-Stores zum Download zur Verfügung. „Die TEP-App bietet dem Patienten Orientierung und begleitet ihn Schritt für Schritt auf dem Weg zur Genesung.“ erklärt Dr. med. Urs-Vito Albrecht, stellvertretender Direktor des P. L. Reichertz Instituts für Medizinische Informatik an der MHH.

Statements Orthopädische Klinik der MHH im Annastift 

Professor Dr. med. Henning Windhagen, Direktor der Orthopädischen Klinik der MHH im Annastift und Ärztlicher Leiter des Departments Endoprothetik und Rekonstruktive Gelenkchirurgie Hüfte/Knie: 
„Mehr SICHERHEIT in der ENDOPROTHETIK 
Die Endoprothetik gehört zu den erfolgreichsten Therapieverfahren überhaupt. Implantate und Methoden sind heute so weit entwickelt, dass Innovationen immer weniger im Implantatdesign oder Material stattfinden. Die wirklichen Innovationen in der Endoprothetik sind heute Aspekte, die mehr Sicherheit und Fehlerfreiheit bedeuten, also mehr Qualität. 
In der Orthopädischen Klinik der MHH im Annastift wurde mit einem der ersten zertifizierten Endoprothetikzentren Deutschlands – dem Annastift-ENDOCmax – bereits ein Meilenstein zu mehr Qualität und Sicherheit gelegt. 


In den vergangenen zwei Jahren haben wir im ENDOCmax festgestellt, dass eine mögliche Sicherheitslücke durch die mangelnde Informationsübertragung und Zusammenarbeit im Gesundheitsystem existiert. So werden bei einer Endoprothesenbehandlung vor der Operation in der Praxis, während der Operation in der Klinik und nach der Operation in der Rehaklinik Patienteninfomationen immer wieder parallel aufgenommen, ohne exakt aufeinander aufzubauen. Das ist nicht nur nwirtschaftlich, sondern auch ein Sicherheitsrisiko. Das Problem ist in vielen Gesundheitsbereichen bekannt und soll durch die elektronische Gesundheitskarte angegangen werden, was allerdings aufgrund des Datenschutzes problematisch ist. 
Mit dem TEP-App-Projekt wird im Annastift-ENDOCmax jetzt eine sektorenübergreifende Behandlung möglich, mehr Sicherheit in der Endoprothetik erzielt und dabei die Datensicherheit für den Patienten garantiert.“ 


Professor Dr. med. Gabriela von Lewinski, Geschäftsführende Oberärztin Department Endoprothetik und Rekonstruktive Gelenkchirurgie Hüfte/Knie, Orthopädische Klinik der MHH im Annastift: 
„Einen gemeinsamen Behandlungspfad mit Vertretern von 7 Kliniken aufzustellen war sicherlich ein ganz besonderes Unterfangen – ich bin mir aber sicher, dass sich dieser Aufwand im Sinne der Patienten gelohnt hat.“ 


Statement Rehabilitationsklinik „Der Fürstenhof“, Bad Pyrmont: 
Christian Hinz, Chefarzt Klinik Der Fürstenhof, Facharzt für Orthopädie, Osteologie (DVO), Sozialmedizin, Sportmedizin, Chirotherapie, physikalische Therapie: 
„Diese Form der Zusammenarbeit zur Sektoren übergreifenden Qualitätsverbesserung ist etwas Besonderes und hat neue Wege und Materialien für die Information der Patienten geschaffen. “ 

 

 

Die Projektpartner 

• Diakoniekrankenhaus Annastift (DKA) als zertifiziertes Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung. Das Annastift ist die Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover 
• Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ), Einrichtung der Ärztekammer Niedersachsen 
• Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik an der MHH (verantwortlich für die innovative digitale Lösung) 
• Sechs Rehabilitationseinrichtungen: Bückeberg-Klinik (Bad Eilsen), Der Fürstenhof (Bad Pyrmont), Gesundheitszentrum Hannover (Hannover), Klinik Niedersachsen (Bad Nenndorf), Landgrafen-Klinik (Bad Nenndorf) sowie Salze Klinik (Bad Salzdetfurth) 
Sektorenübergreifender Behandlungspfad 
Im Gesundheitswesen versteht man unter dem Begriff Behandlungspfad medizinische Prozesse, die innerhalb sogenannter Sektoren (Arztpraxis, Krankenhaus oder Rehabilitationsklinik) begrenzt sind. Das Pilotprojekt „Sektorenübergreifender Behandlungspfad“ soll bei Knie- und Hüftpatienten die Überleitung von einem Sektor (Krankenhaus) in den nächsten (Rehabilitationsklinik) dauerhaft verknüpfen, um eine möglichst kurze individuelle und somit bessere Versorgung des Erkrankten zu ermöglichen. Unter dem Begriff „Sektorenübergreifender Behandlungspfad“ versteht man also einen vereinheitlichten Therapieprozess über Sektorengrenzen (Krankenhaus, Rehabilitationsklinik) hinaus. 

 

Weitere Informationen erhalten Sie beim 

Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ), Einrichtung der Ärztekammer 
Niedersachsen, Verena Lührs, M.A. 
Telefon 0511 380-2506, Website: www.aekn.de/zq, E-Mail: zq@aekn.de 
TEP-App: www.aekn.de/zq-home/projekte/tep-app 

Sowie in der Endoprothetiksprechstunde des DIAKOVERE Annastifts.

 
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