Gemeinsam zum Ziel

Interkulturelle Lerngruppe im DIAKOVERE Fachschulzentrum

Gemeinsam zum Ziel

Gemeinsames Lernen, privater Austausch, gegenseitige Unterstützung - das sind die Ziele der Interkulturellen Lerngruppe

Freunde, Familie, Berufe, ein Zuhause – all das müssen Menschen zurücklassen, wenn sie aus ihrem Heimatland fliehen. Was ihnen bleibt, sind die Erzählungen ihrer Erlebnisse. Berührende und spannende Lebensgeschichten, die sich oft um den halben Globus spannen. Wie wichtig das Erzählen dieser Geschichten und der Austausch über das Erlebte sind, wird bei jedem Zusammenkommen der interkulturellen Lerngruppe von DIAKOVERE deutlich.

Diese Gruppe hat das Ziel, den Lernenden der Anästhesietechnischen Assistenzausbildung (ATA) Unterstützung und Halt zu geben, ihnen zu vermitteln, dass sie nicht allein sind und auch von ihren Lehrern nicht allein gelassen werden. Neben fachlichen Inhalten, die geübt und wiederholt werden, wollen die Lehrkräfte zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, sprachliche Hürden zu überwinden und die gewählte Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Denn alle haben das feste Ziel, nach der Ausbildung im Beruf die eigene Berufung zu finden.

Mit anderen Augen

Die Teilnehmenden der interkulturellen Lerngruppe haben in ihrem Heimatland schon eine ATA-Ausbildung oder sogar ein ATA-Studium abgeschlossen und teilweise viele Jahre in ihrem Beruf gearbeitet. Sie müssen hier in Deutschland daher keine vollständige Ausbildung mehr durchlaufen, sondern ergänzend eine mehrmonatige Anerkennung für die Deutsche Krankenhausgesellschaft absolvieren. Uns haben die Anerkennungsteilnehmenden von der Arbeit in ihrem Heimatland erzählt und welche Unterschiede sie zu Deutschland festgestellt haben.

Mohammad Bashir Murad

Mohammad Bashir Murad

43 Jahre, ATA (absolvierte als erster Flüchtling die Anerkennungsausbildung bei DIAKOVERE)

„Bei uns in Syrien gibt es gute Ärzte und Pfleger, das Gesundheitssystem ist sehr gut, aber trotzdem kann man es mit Deutschland nicht vergleichen. Die Geräte sind anders, die Struktur ist anders. Auch das Arbeitsklima ist anders, denn wir waren nicht nur Kollegen, wir waren Freunde. Wenn ein Freund aus dem Krankenhaus eine Hochzeit feierte, war fast das ganze Krankenhaus da.“

Bassel Jradat

Bassel Jradat

45 Jahre, Anerkennungsteilnehmer

„In Syrien gibt es einen Mangel an Anästhesisten, deshalb haben wir als ATA sehr selbstständig gearbeitet und auch Aufgaben von Anästhesisten übernommen. Ich kann zum Beispiel einen Zugang legen, intubieren, ein ZVK (Zentralvenenkatheter) legen. In Deutschland mache ich nur die Aufgaben eines ATA, das ist viel besser, ich bin nicht für die Aufgaben des Anästhesisten verantwortlich.“

Hussein Ibrahim

Hussein Ibrahim

33 Jahre, Anerkennungsteilnehmer

„Nach meiner Ausbildung zum ATA 2010 in Syrien habe ich direkt auf einer Intensivstation gearbeitet. Das darf man hier in Deutschland nicht. In Deutschland benötigt man die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger und idealerweise eine zweijährige Fachweiterbildung. Danach musste ich nochmal zur Armee, das ist Pflicht in Syrien. Dort habe ich dann auch als ATA gearbeitet.“

Nabeel Joma

Nabeel Joma

36 Jahre, Anerkennungsteilnehmer

„In meinem Land ist es schwer, mit nur einem Job auszukommen. Man benötigt eigentlich immer zwei Stellen. Daher habe ich im öffentlichen Universitäts-krankenhaus gearbeitet und auch noch in einem privaten Krankenhaus. Das ist schon verrückt, oder? Das Universitäts-krankenhaus hat eine deutsche Firma aufgebaut. Der OP, die OP-Schleuse und auch die Intensivstation sind fast gleich. Wir haben jedoch nicht wie in Deutsch-land die neusten Geräte, sondern eher ältere Modelle, vor allem haben wir nicht so viele Geräte mit Touchscreen.“

Oliver Schneider

Oliver Schneider

Berufspädagoge und Pflegemanager

„Es ist ein großer Mehrwert für mich, wenn verschiedene Kulturen aufei-nandertreffen. Wir erfahren, wie die Anerkennungsteilnehmer fühlen und was sie denken. Ich möchte ihnen gern vermitteln, dass es nicht unmöglich ist, die Ausbildung zu schaffen, auch wenn es durch die neue Kultur und die frem-de Sprache ein Kraftakt ist. Sie müssen ja nicht nur Deutsch, sondern auch noch medizinisch lateinische Fachaus-drücke dazu lernen. Zudem haben sie noch Familie und Kinder.“

Gut zu wissen

ATA betreuen unter anderem Patienten von der Narkose-Einleitung bis zur Ausleitung – vor, während und nach Operationen. DIAKOVERE bekommt jedes Jahr unzählige Anfragen von Bewerbern aus dem Ausland. Den theoretischen Teil der Anästhesietechnischen Assistenzausbildung absolvieren die Lernenden bei DIAKOVERE, für den praktischen Teil sind sie entweder in unseren Häusern oder in anderen Krankenhäusern der Region unterwegs. Damit die ausländischen Interessenten in unsere bestehende Ausbildung integriert werden können, müssen wir einen großen formalen und büro-kratischen Aufwand betreiben. Aber der Aufwand und die Mühen lohnen sich für qualifizierte Arbeitskräfte, weshalb unsere ATA-Schule sehr beliebt bei ausländischen Bewerbern ist. Auch die interkulturelle Lerngruppe ist ein zusätzliches Angebot, welches es so kaum noch einmal gibt.

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