Ellenbogenchirurgie

Arthroskopische Chirurgie

Eine Vielzahl von Verletzungen am Ellenbogen kann über eine Schlüssellochtechnik (Arthroskopie) behandelt werden. Aufgrund der minimalinvasiven Zugangswege kann im Vergleich zu offenen Operationen die Regenerationszeit verkürzt und das Infektionsrisiko gesenkt werden. Dies verkürzt die Rehabilitationszeit und ermöglicht eine frühzeitige Rückkehr in das Alltagsleben.

Therapiemöglichkeiten

Die Arthroskopie am Ellenbogen ermöglicht es uns über 5 punktuelle Einstiche das gesamte Ellenbogengelenk einsehen zu können. Auf diese Weise kann der Knorpelüberzug aller drei Gelenkpartner (Oberarm, Elle und Speiche) beurteilt werden. Im Falle eines Knorpelschadens kann dieser direkt erkannt und behandelt werden. Über entsprechende diagnostische Hilfsmittel werden alle Bandstrukturen auf ihre Stabilität überprüft. Freie Gelenkkörper und Knochenüberstände (Osteophyten) werden schonend entfernt. Im Fall einer Bewegungseinschränkung werden knöcherne Hindernisse abgetragen und weichteilige Strukturen, wie Narben, gelöst.

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Tennis- und Golferellenbogen

Hierbei handelt es sich um einen Überlastungsschaden auf der Außenseite (Tennisellenbogen) beziehungsweise Innenseite (Golferellenbogen). Wiederholte Bewegungen oder ungewohnte Belastungen können hierfür auslösend sein. Die Folge ist ein Reizzustand der am Ellenbogen ansetzenden Sehnen, welcher zu einem Schmerzzustand führt, der unter anderem in den Unterarm ausstrahlt und in der Regel belastungsabhängig ist.

Therapiemöglichkeiten

Erfreulicherweise kommt es in  90% dieser Erkrankungen ohne operative Intervention innerhalb eines Jahres zur Ausheilung, daher ist der primäre Therapieansatz konservativ. Wichtigster Aspekt ist hierbei die Erkennung und Meidung der auslösenden Belastung. Eine Umstrukturierung des Arbeitsplatzes kann hierfür erforderlich sein. Begleitend sollte über den behandelnden Orthopäden eine entsprechende konservative Therapie durchgeführt werden. Diese kann eine Vielzahl verschiedener Therapiemöglichkeiten enthalten, wie z.B. das Tragen einer Ellenbogenspange, krankengymnastische Übungen (exzentrisches Krafttraining), Stoßwelle, PRP Injektionen (platelet rich plasma), Kinesiotape, Elektrotherapie, Manualtherapie etc.. Häufig wird eine Infiltration mit Cortison angeboten, welche nicht zu empfehlen ist. Hierbei handelt es sich um eine rein symptomatische Therapie, bei der der Reizzustand durch das Cortison kurzzeitig behandelt wird, jedoch in der Regel in der Folge wieder zurückkehrt. Zudem besteht ein hohes Risiko durch das Cortison tiefer liegende Bandstrukturen zu verletzen und dadurch das Verletzungsausmaß zu verschlimmern.

Vorstellung in unserer Sprechstunde mit MRT-Diagnostik nach fehlgeschlagener konservativer Therapie über 6 Monate

10% der Patienten werden jedoch trotz intensiver konservativer Therapie nicht beschwerdefrei. Hier empfehlen wir nach 6-monatiger konsequenter konservativer Behandlung die Erweiterung der Diagnostik mittels MRT zum Ausschluss eines Sehnen- oder Bandschadens und Vorstellung in unserer Sprechstunde. Sollte sich die Verdachtsdiagnose bestätigen, ist ein operatives Vorgehen zu diskutieren. Das OP-Verfahren ist dabei in Abhängigkeit der geschädigten Strukturen zu stellen. In der Regel beinhaltet die operative Therapie eine Arthroskopie zur Beurteilung der Bandstrukturen sowie Entfernung der entzündeten Gelenkschleimhaut. Des Weiteren ist es erforderlich, das außerhalb des Gelenks befindliche entzündete Gewebe offen über einen kleinen Schnitt zu entfernen und die Sehnenansätze und ggf. Bandansätze über kleine Fadenanker am Knochen zur refixieren (ADORE = arthroskopisches Debridement, offene Refixation). Lediglich bei ausgeprägten Instabilitäten kann der Ersatz des insuffizenten Bandes über eine Sehnenplastik erforderlich sein.

Nachbehandlung

Postoperativ erhalten Sie für 6 Wochen eine Bewegungsschiene. Diese soll insbesondere Belastungen auf die Innen-/Außenseite des Ellenbogens verhindern, so dass die refixierten Strukturen einheilen können. Zudem wird die Belastung für 6 Wochen limitiert. Krankengymnastische Übungen und Lymphdrainage können in den ersten Wochen sinnvoll sein.

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Osteochondrosis dissecans

Bei der Osteochondrosis dissecans (aspetische Knochennekrose/Morbus Panner) handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Oberarmes auf Höhe des Speichenkopfes, wobei die Ursache bisher nicht geklärt ist. Die Erkrankung verläuft in verschiedenen Stadien, wobei eine Belastungsschmerzhaftigkeit zunächst im Vordergrund steht. Löst sich das Knochen-Knorpel-Fragment aus dem Oberarm heraus (freier Gelenkkörper), können Einklemmungsphänomene auftreten. Betroffen sind vor allem aktive, sportliche Kinder und Jugendliche, wobei Jungen häufiger betroffen sind.  

Diagnostik

Zunächst solle bei entsprechendem Verdacht ein Röntgenbild durchgeführt werden, um eine Abgrenzung des Knochen-Fragmentes oder einen freien Gelenkkörper darzustellen. Noch genauer lassen sich das Ausmaß und das entsprechende Stadium im MRT erkennen. Wird die Osteochondrosis dissecans in einem frühen Stadium diagnostiziert, ist eine bessere Prognose zu erwarten.

Therapie

Im Frühstadium ist die Reduktion der Belastung des Ellenbogens zu empfehlen, um ein weiteres Fortschreiten zu verhindern. Ein konsequentes Sportverbot kann erforderlich sein. In einem fortgeschrittenen Stadium kann die Arthroskopie mit Anbohrung des Herdes sinnvoll sein. Hat sich das Knorpel-Knochen-Fragment vollständig herausgelöst, muss es über ein offenes Vorgehen wieder refixiert oder der Defekt anderweitig aufgefüllt werden. Hier besteht die Möglichkeit über einen Transfer eines Knorpel-Knochen-Zylinders aus dem Knie den Defekt zu füllen.

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Sulcus ulnaris Syndrom

Das Sulcus ulnaris Syndrom bezeichnet eine Nerveneinengung bzw. Irritation des Nervus ulnaris im Knochenkanal an der Innenseite des Ellenbogens. Ursächlich können degenerative Veränderungen mit Knochenanbauten im Rahmen einer Arthrose, Narben nach Unfällen oder Operation, Nerven- oder Weichteiltumoren, Zysten oder chronische Druckbelastungen sein. In seltenen Fällen ist der Nerv instabil und kann über den seitlichen Oberarmknochen springen.

Symptome

Symptome können Missempfindungen und Gefühlsstörungen des Ring- und Kleinfingers mit teilweise elektrisierenden Schmerzen sein. In ausgeprägten Fällen mit längerfristiger Schädigung kann es zu einer Lähmung der entsprechenden Handmuskeln mit Ausbilddung einer sogenannten Krallenhand kommen.

Diagnostik

Im Vordergrund steht hierbei zunächst die neurologische Vorstellung mit entsprechender klinischer Untersuchung sowie Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (ENG/EMG). Wird eine entsprechende Schädigung des Nervus ulnaris vom Neurologen am Ellenbogen nachgewiesen, können Röntgen, CT oder MRT zur Identifikation der Ursache erforderlich sein.

Therapie

Zunächst kann eine konservative Therapie mit entzündungshemmenden Medikamenten, Schonung und entsprechender Lagerungsschiene versucht werden. Ist dies nicht erfolgreich oder liegt eine relevante Einengung oder Schädigung des Nerven vor, besteht die Indikation zum operativen Vorgehen. Hierbei wird der Nerv in seiner Rinne von störenden knöchernen und weichteiligen Strukturen befreit.

Nachbehandlung

Eine alleinige Neurolyse („Befreiung des Nerven“) sieht keine postoperativen Einschränkungen vor, lediglich die vollständige Wundheilung ist abzuwarten.

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Bandrefixation/-plastik bei Instabilität

Zur Instabilität des Ellenbogens kommt durch eine Verletzung des Innen- und/oder Außenbandes. Ursächlich hierfür können ein Auskugeln des Ellenbogens im Rahmen eines Traumas, aber auch sportspezifische Mikroverletzungen wie bei Wurfsportlern sein. Alternativ kann es aber auch durch die Injektion von Cortison zu einer Schädigung der beschriebenen Bandstrukturen kommen, so dass eine Instabilität entsteht.

Vorgehen im akuten Fall

Ist Ihr Ellenbogen aufgrund eines Traumas instabil geworden, z.B. nach einem Auskugeln des Ellenbogens, ist es zwingend erforderlich zeitnah einen entsprechenden Spezialisten aufzusuchen. Durch entsprechende klinische Untersuchungen und radiologischer Diagnostik, die ein MRT beinhalten kann, muss das Ausmaß der Schädigung beurteilt werden. Sind lediglich weichteilige Strukturen betroffen und der Knochen unverletzt, kann in einem Großteil der Fälle ohne Operation behandelt werden. Besteht jedoch eine höhergradige Instabilität oder Beteiligung weiterer knöcherner Stabilisatoren, ist eine Operation erforderlich. Hier gilt ein Zeitfenster von etwa 3 Wochen nach Trauma, um eine entsprechende operative Therapie durchzuführen.

Vorgehen im chronischen Fall

Sind wiederholte Mikroverletzungen oder eine übersehene alte Verletzung des Ellenbogens ursächlich für die Instabilität, sind belastungsabhängige Schmerzen sowie ein subjektives Unsicherheitsgefühlt typisch. Zur Klärung der betroffenen Strukturen ist hier ein MRT erforderlich.

Therapie

In der akuten Situation besteht die Möglichkeit, die verletzten Bandstrukturen zu nähen. Im chronischen Fall ist dies nicht mehr möglich, da das Heilungspotentital der gerissenen Bänder mit der Zeit abnimmt. In diesen Fällen wird das gerissene Band mit einem dünnen Streifen der Trizepssehne oder eine Sehne der Oberschenkelrückseite (Hamstringsehne) ersetzt.

Nachbehandlung

Zum Schutz der genähten oder ersetzten Bandstrukturen ist eine Bewegungsschiene mit endgradiger Streckblockade für 6 Wochen erforderlich. Scherkräfte oder Belastungen auf den Ellenbogen sind zwingend für 6 Wochen zu vermeiden. Im Rahmen des stationären Aufenthaltes werden Sie Eigenübungen (Over-Head-Motion-Protokoll) erlernen, welche die Beweglichkeit des Ellenbogens fördern. Ab 6 Monaten ist eine Wiederaufnahme sportartspezifischer Übungen mit Rückkehr in den Kontaktsport nach 9 Monaten möglich.

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Sehnenrefixation (Bicepssehne)

Ein Abriss der körperfernen Bicepssehne am Ellenbogen entsteht in der Regel beim Abfangen oder Anheben eines schweren Gegenstandes. Es kommt zu einem stichartig einschießenden Schmerz im Ellenbogen mit Ausbildung eines Blutergusses und Kraftverlust. Der Muskelbauch zieht sich in der Folge weiter in Richtung Oberarm zurück. Da die Sehne nicht selbständig wieder anwächst und ein dauerhafter Kraftverlust zu erwarten ist, sollte zeitnah eine operative Refixation erfolgen.

Diagnostik

Bei dem Verdacht einer Bicepssehnenruptur sollte zeitnah eine Vorstellung bei einem entsprechenden Spezialisten erfolgen. Klinisch lässt sich aufgrund des Blutergusses, dem Kraftverlust und dem zurückgezogenen Muskelbauch („Popeye Zeichen“) die Diagnose bereits in den meisten Fällen erkennen. Zur Diagnosesicherung sollte eine Ultraschalluntersuchung und/oder MRT-Untersuchung erfolgen.

Therapie

Um eine bestmögliche Wiederherstellung der Kraft zu erzielen, sollte eine frühzeitige operative Refixation der Sehne erfolgen. Dies erfolgt über einen kleinen Schnitt beugeseitig im oberen Drittel des Unterarmes. Nach Aufsuchen der abgerissenen Sehne wird diese über ein Flaschenzugsystem wieder am Knochen refixiert. Eine Materialentfernung ist nicht erforderlich.

Nachbehandlung

Zum Schutz der refixierten Sehne erhalten Sie für 6 Wochen eine Schiene ohne Bewegungslimitierungen. Eine Kraftausübung ist für diese Zeit nicht erlaubt. Eine Rückkehr in die sportartspezifische Belastung ist nach etwa 3 Monaten möglich.

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Gelenkersatz am Ellenbogen

Vergleichbar wie an Hüfte, Knie oder Schulter besteht auch am Ellenbogen die Möglichkeit des künstlichen Gelenkersatzes. Hierbei ist der Teilersatz, wie beispielsweise des Speichenkopfes, von einem kompletten Gelenkersatz zu unterscheiden.

Indikation

Der Teilersatz des Speichenkopfes kann indiziert sein, wenn im Rahmen einer Verletzung die eigentliche Anatomie des Speichenkopfes nicht wieder herzustellen ist. Der komplette Gelenkersatz wurde initial für Patienten mit rheumatischer Destruktion („rheumatoider Arthritis“) des Ellenbogengelenks entwickelt. Inzwischen hat sich die Indikation auf komplexe Brüche des Ellenbogens sowie ausgeprägten Arthrosen erweitert. Sofern keine akute Versorgungsindikation wie bei einem Bruch vorliegt, sind zunächst konservative Maßnahmen vollständig auszuschöpfen. Ziel der Implantation einer Ellenbogenprothese ist die Wiederherstellung der Funktion, bei stabilem Gelenk mit entsprechender Schmerzreduktion.

Nachbehandlung

Postoperativ kann der Ellenbogen für einige Tage in einer Ellenbogenschiene ruhiggestellt werden. Unter physiotherapeutischer Anleitung werden Bewegungsübungen durchgeführt. Die Beugung ist zunächst für 2 Wochen auf 90° limitiert. Ab der 6. Woche kann mit Übungen gegen leichten Wiederstand begonnen werden, jedoch liegt die lebenslange Belastungslimitierung bei 2,5-5kg.

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