Klinik für Gefäßchirurgie

im DIAKOVERE Henriettenstift Hannover

Persönlichkeiten in der Geschichte der Gefäßchirurgie

Die Gefäßchirurgie gehört zu den noch relativ 'jungen' Fächern innerhalb der Chirurgie. Wir möchten Ihnen hier anhand einiger ausgewählter Portraits eine Art 'who is who' der Geschichte dieses Faches zum Schmökern anbieten. Es sind kurze, auch für medizinische Laien leicht verständliche Geschichten von großartigen Gefäßchirurgen oder anderen hervorragenden Medizinern, die mit Ihrer Arbeit die Entwicklung dieses Faches vorangetrieben haben.

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William Harvey

William Harvey entdeckte, was uns heute selbstverständlich scheint: dass das Blut unablässig in einem Kreislauf fließt - in Bewegung gehalten durch die Kraft des Herzens. 1578 kam er als Sohn eines wohlhabenden englischen Kaufmanns zur Welt. Dieser ermöglichte ihm das Studium in Italien und England - an den damals besten Universitäten.

Zurück in London wurde er unter anderem Leibarzt der Könige James I. sowie Charles I. - eine rundum geglückte Karriere - bis 1628 sein Buch erschien: 'Eine anatomische Abhandlung über die Bewegung des Herzens und des Blutes in Tieren'

Er erläuterte anhand sehr einfacher Versuche daß das Blut in den Arterien vom Herzen fort und in den Venen zum Herzen hin geleitet wird und daß es sich, allein schon der Menge wegen, in einem fortwährenden Kreislauf befinden müsse und daß das Herz als eine Art Wasserpumpe diese Arbeit leistet. Dies war eine ungeheuerliche Behauptung in einer Zeit zu der man glaubte, 'die Bewegungen des Herzens könne allein Gott verstehen' , das übrigens fünf Jahre vor Galileis Widerruf, und nur 50 Jahre nachdem ein Mönch wegen weit vorsichtigeren Mutmaßungen noch auf dem Scheiterhaufen gelandet war. Ein Kollege, dem er seine Theorie erläuterte, meinte treffend: 'Video, sed non credo!' ( Ich sehe es, doch glauben kann ich es nicht. ). Es sollte noch zwanzig Jahre dauern, bis seine Theorien Anerkennung fanden und er selbst nicht mehr angefeindet wurde. So gehört Harvey zu den wenigen geistigen 'Revolutionären' dieser Zeit, denen die Gnade zuteil wurde, ihren Erfolg erleben zu dürfen.

John Hunter

Wer hätte angenommen, daß dieser John Hunter, 1728 auf einer kleinen schottischen Farm als Jüngster von zehn Kindern geboren, einer der einflussreichsten Chirurgen - nicht nur seiner Zeit - werden sollte? Zunächst war er lediglich ein mehr als mittelmäßiger Schüler, der mit 13 Jahren die Schule aufgab und dem damals keiner eine wissenschaftliche Karriere prophezeit hätte.

Als 20-jähriger jedoch begann er bei seinem Bruder William zu arbeiten, einem damals angesehenen Anatomen in London. Hier eignete er sich rasch ausgezeichnete anatomische Kenntnisse an - er sezierte alles von der Pflanze bis zum Walfisch - und vertraute dabei immer seinen eigenen Beobachtungen. Aus seinen Erkenntnissen entwickelte der inzwischen auch als Chirurg tätige Hunter zahlreiche neue Behandlungsmöglichkeiten - zum Wohle seiner Patienten. Zum Beispiel für das 'Popliteaaneurysma' (krankhafte Erweiterung der Kniekehlenschlagader): davor bedeutete diese Diagnose für den Patienten meist, das Bein zu verlieren. Wenn er nicht sogar verblutete, weil das Aneurysma platzte, z.B. nach mutigem Eingriff eines Chirurgen, der zu seiner Zeit aber doch hilflos war. Hunter aber wußte, an welcher Stelle man die Ader relativ risikolos unterbinden konnte, die entsprechende Muskelloge trägt als 'Hunter´scher Kanal' bis heute seinen Namen.

Alexis Carrel

Carrel erhielt 1912 den Nobelpreis 'In Anerkennung seiner Arbeit über die Gefäßnaht und die Transplantation von Blutgefäßen und Organen' -und das heißt: er entwickelte die grundlegenden Techniken dessen, was wir heute Gefäßchirurgie nennen.

Geboren 1873 in Lyon, erlebte er als junger, erst 21-jähriger Arzt, daß die besten Chirurgen Frankreichs nicht in der Lage waren, den damaligen Präsidenten, auf den ein Attentat verübt worden war, vor dem Verblutungstod zu retten: ein Messerstich hatte eine große Körpervene verletzt.

Fortan beschäftigte er sich damit, wie man Blutgefäße erfolgreich 'reparieren', sogar an anderen Stellen des Körpers einsetzen konnte. Bald wanderte er nach Amerika aus und setzte seine Arbeit vor allem am 'Rockefeller Institute for Medical Research' in New York fort, da seine experimentellen Gefäßversuche an Tieren in Frankreich nicht mehr möglich waren. Er zeigte unter anderem, daß man Organe transplantieren kann, und wie man abgetrennte Glieder replantiert, gleichzeitig erahnte er damals schon die Probleme von heute wie etwa Abstoßungsreaktionen, Verfügbarkeit und Konservierung von Fremdorganen und vieles mehr. Es gab Gründe dafür, die ihm manches ermöglichten, was vor ihm keinem gelang: sein außerordentliches handwerkliches Geschick ( bei französischen Schneiderinnen geschult), sein Insistieren auf zartesten Umgang mit den verletzlichen Gefäßen , (dafür entwickelte er ein spezielles Instrumentarium), und er forderte, damals in dieser Form noch unüblich, strengste Hygiene beim Operieren.

Martin Kirschner

Der Name Martin Kirschner ist durchaus nicht nur Gefäßchirurgen ein Begriff. Auch auf dem Gebiet der Viszeral- und vor allem der Unfallchirurgie hat dieser Mann Spuren hinterlassen. Geboren wurde er 1879. Im Alter von 37 Jahren wurde er Ordinarius für Chirurgie in Königsberg, wenig später in Tübingen und schließlich in Heidelberg.

Ihm gelang als erstem die Durchführung der sogenannten 'Trendelenburg´schen Operation' - ein Operationsverfahren, das F. Trendelenburg Jahre zuvor für die Therapie der Lungenembolie (das ist der Verschluß einer großen Lungenarterie durch ein Blutgerinnsel) vorgeschlagen hatte. Aber erst durch die Hände Martin Kirschners erfuhr Trendelenburgs Idee ihre Realisierung.

René Leriche

René Leriche (auf dem Photo rechts neben Sheever und Cushing) wurde 1879 in Roanne im Loiretal geboren. Damals gab es die Gefäßchirurgie als Subspezialität noch nicht, sein Schaffen legte mit den Grundstein für das Fach, wie wir es heute kennen. Die wesentlichen Einflüsse bekam der junge Leriche während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten.

Einer von A. Carrels Assistenten, Charles Guthrie, lehrte ihn die Technik der Gefäßnaht. Gedanklich wurde er vor allem von Halsted inspiriert. Während des ersten Weltkriegs sammelte er viele Erfahrungen mit Schwerverletzten und konnte auch manches zu deren besseren Versorgung beitragen. Sein besonderes Interesse galt immer auch den Gefäßerkrankungen. Da er um die gefäßverengenden Eigenschaften bestimmter Nerven wusste, konnte er durch die gezielte Durchtrennung dieser Nerven Linderung bei bestimmten Gefäßleiden bewirken, diese Behandlungsmethode nennt man 'Symphatikuschirurgie'.

Vor der Bypasschirurgie(deren Anfänge Leriche noch erlebte)war dies die einzige Behandlungsmöglichkeit der arteriellen Verschlußkrankheit, von der Amputation einmal abgesehen. Die Symptome, welche bei einem Verschluß der Hauptschlagader im Bereich ihrer Aufzweigung in die Beckenarterien auftreten, beschrieb er genau, deshalb trägt diese Erkrankung heute seinen Namen: das 'Leriche-Syndrom'. Leriche betrachtete die chirurgischen Aufgaben, die sich dem Arzt stellen, nicht in erster Linie aus anatomischer Sicht. Sein Ansatz war nicht, das Wiederherstellen der Form zu erreichen, sondern ihm ging es um die Wiederherstellung der Funktion, und dafür erforschte er die physiologischen Grundlagen der Erkrankungen. Damit begründete er einen neuen Trend in der Chirurgie, die sogenannte 'Leriche`sche Schule'. Die Gründe für Leriches Erfolg lagen sicherlich auch in seinem Charakter. Seine Kollegen und Schüler verehrten in ihm den unbestechlichen Beobachter und scharfen Denker, seine Patienten liebten den bescheidenen, verständnisvollen Menschen.

Reynaldo dos Santos

Reynaldo dos Santos wurde 1880 in Vila Franca de Xira, Portugal, geboren. Sein Werk war es, der Medizin ein diagnostisches Verfahren zur Verfügung zu stellen, das auch die weitere Entwicklung der Gefäßchirurgie vorantrieb: die 'Angiographie'. Seit der Entdeckung der Röntgenstrahlen gab es Versuche jodhaltige, also strahlendichte Flüssigkeiten in Hohlräume zu injizieren und so ein Ausgußbild zu erhalten.

Diese Flüssigkeiten waren anfangs aber hochgiftig und die Injektion in eine Arterie beispielsweise war so gefährlich, daß lediglich anatomische Studien an Verstorbenen möglich waren - das Interesse der Ärzte war entsprechend gering. Nachdem Dos Santos die Injektions- und Abbildungstechnik weiterentwickelt und ein nebenwirkungsarmes Kontrastmittel gefunden hatte, konnte er 1927 sein Verfahren zur Abbildung der Gefäße am Lebenden vorstellen. Das bedeutete, daß man endlich genau erkennen konnte, welche Anteile einer Arterie erkrankt (z.B. arteriosklerotisch verändert) waren. Jetzt hatte ein Chirurg schon vor dem Eingriff einen Eindruck von der Situation, die ihn erwartete und somit wurden bislang unwägbare Operationen besser planbar.

Auch konnten Therapieerfolge sichtbar gemacht werden. Interessant ist, daß sein Sohn (Cid Dos Santos) ein berühmter Gefäßchirurg werden sollte, dem wir ebenfalls eine Neuerung zu verdanken haben, die 'Endarteriektomie' (das Ausschälen einer Verkalkung aus einer Arterie). Reynaldo Dos Santos wurde nicht nur Professor der Medizin sondern auch der bildenden Künste und der Geschichte und er starb als hochangesehener Mann im Alter von 90 Jahren.

René Fontaine

René Fontaine, 1899 geboren, war erst Schüler des großen Chirurgen Leriche in Straßburg und wurde dann sein engster Mitarbeiter. 1945 übernahm er von ihm die Leitung der Klinik und führte sie zu Weltruhm. Fontaine gehörte zu den Menschen, die als Katalysatoren dienen, die in der Lage sind, gute Ideen zu erkennen, diese fördern und ihnen damit zum Durchbruch verhelfen.

Ganz im Sinne seines Lehrers bezeichnete er sich als 'biologischen Chirurgen', immer auf der Suche nach den tieferen Ursachen einer Erkrankung konnte er nie bloßer Handwerker sein. Von ihm stammt auch eine Stadieneinteilung für die arterielle Verschlußerkrankung, die sich nach den Beschwerden des Patienten richtet und die noch heute sinnvoll und gültig ist. Weiter gründete er zu der Zeit, als der einzig mögliche Ersatz für große Schlagadern Leichenarterien waren, die erste Gefäßbank Europas.

Er half, die wichtigsten Entwicklungen dieser Zeit durchzusetzen, so z.B. den Venenbypass und die Angiographie, indem er die neuen Verfahren häufig anwandte und die Ergebnisse für die wissenschaftliche Welt aufbereitete. Fontaine war ein begnadeter Chirurg mit einem enormen Arbeitspensum. Sein Spitzname war vielsagend:'Deus ex machina'. Er verstand es, seine Begeisterung auf die jüngeren Kollegen zu übertragen, und so wurde Straßburg Pilgerstätte für die Gefäßchirurgen aus der ganzen Welt...

Ernst Jeger

Ernst Jeger (1884-1915) war einer der herausragendsten Chirurgen seiner Zeit, besonders auf dem Gebiet der Chirurgie der Blutgefäße und des Herzens, wie auch sein umfassendes Werk betitelt ist.

Jeger hat sich nicht damit begnügt, die damals z.B. von Carrel entwickelten und heute noch gültigen Prinzipien der Nahttechnik aufzuzeigen. Seine große gefäßchirurgische Erfahrung ermöglicht es ihm, selbstentwickelte Instrumente aufzugeben und die Technik auch an eigenen Operationspräparaten zu erläutern.

Die Aktualität seiner Versuche ist überraschend. Jeger beschreibt Experimente mit resorbierbaren Gefäßprothesen aus formolgehärtetem Parakasein, damals als erster Kunststoff unter dem Namen Galalith im Handel...

Er gibt den inneren und äußeren Shunt bei Eingriffen an großen Gefäßen an und beschreibt die Bypass-Technik mit autologen Venentransplantaten. Interessant sind seine Versuche zusammen mit Julius Wohlgemuth, zur Blutstillung eine aus tierischen Membranen hergestellte resorbierbare Gaze zu verwenden. Weit über alle bisherigen Experimente hinaus gehen jedoch seine Versuche, aus invaginierten Venen wiederstandsfähige Klappen herzustellen, und die Transplantate bei Aorten- und Mittelstenosen in ventriculo-pulmonale oder -aortale Shunts einzusetzen. Neben einer Reihe technischer Anregungen, z.B. einer Pleura-Aspirationsdrainage, ein Gerät, um die Dreipunkt-Naht von Carell zu erleichtern, modifiziert er die ursprünglich für die Bluttransfusion gedachte Gefäßklemme von Elsberg als Doppelklemme für Anastomosen. Ferner widmet er sich den Problemen der operativen Behandlung von Aortenaneurysmen. Es gelingt ihm im Experiment, resezierte Aortenanteile durch End-zu-Seit-anastomosierte Venentransplantate zu überbrücken. Ein Verfahren das erst 1949 - also fast 40 Jahre später - Kunlin als Saphena-Umkehrplastik in die Klinik einführen konnte. Zur operativen Behandlung der portalen Hypertension bei ungünstigen anatomischen Verhältnissen gab er den mesenterico-cavalen Shunt an. 1914 gelang Jeger durch Naht der A. und V. brachialis sowie der Nerven nach Stabilisierung der Humerusfraktur die erste Re-Implantation eines Armes mit funktionell gutem Ergebnis. Ferner folgten Arbeiten über Aortenersatz mit gedoppelter Carotis, und die porto-cavale Anastomose nach der von ihm entwickelten Technik und dann - auf eine Anregung von James Israel hin - die Neuimplantation der Nierenvenen nach hoher Unterbindung der V.cava, welche noch im gleichen Jahr von dem Chirurgen Matas als Operationsmethode zur Behandlung von Aortenaneurysmen empfohlen wurden runden das epochale Lebenswerk von Ernst Jeger ab.

Leider wurde durch den frühen Tod durch Typhus mit 30 Jahren 1915 in russischer Kriegsgefangenschaft diese impulsgebende Lebensarbeit jäh unterbrochen und somit der Einfluß dieses so experimentell engagierten Chirurgen auf die Praxis um Jahrzehnte

Jean Kunlin

Jean Kunlin wurde 1904 in Straßburg geboren. Hier machte er 1948 im gefäßchirurgischen Bereich Geschichte. Einer seiner Patienten stand unmittelbar vor der Beinamputation. Die Schlagader des Beines war verschlossen und die damals üblichen Therapiemethoden hatten den erwünschten Erfolg nicht erbracht.

In dieser verzweifelten Situation entschloß sich Kunlin in alleiniger Verantwortung (denn sein Chef war auf Reisen) zu einem gewagten Verfahren. Er entnahm dem Patienten eine Beinvene und schloß diese so an die Arterie an, daß der verschlossene Teil durch die Vene überbrückt wurde: der 'Femoro-popliteale Venenbypass' funktionierte und wurde in der Folge fester Bestandteil des gefäßchirurgischen 'Repertoires'. Der Erfolg hatte sich aber nicht nur rein zufällig eingestellt: erst seit wenigen Jahren wußte man um die blutverdünnenden Eigenschaften des Heparins. Und auch die Angiographie (bildliche Darstellung der Arterien mit Hilfe von Kontrast-mittel) war erst kurze Zeit davor in der Klinik erstmalig angewandt worden. Kunlin war klug genug, diese neuen Hilfsmittel und Techniken bei seinen Operationen zu nutzen.

Jacques Oudot

Während seines relativ kurzen Lebens - er wurde nur 40 Jahre alt - vollbrachte Jacques Oudot die verschiedensten Pionierleistungen. Als junger Arzt wandte er sich zunächst der Pharmazie zu. Später erst fand er zur Chirurgie, doch sein Interesse am Bereich der Gefäßleiden bestand von Anfang an. Ein ungelöstes Problem dieser Zeit waren arteriosklerotisch bedingte Verschlüsse der Hauptschlagader. 1923 beschrieb Oudots Landsmann und Kollege René Leriche genau, mit welchen Symptomen und Gefahren zu rechnen sei, wenn bei einem Patienten die Hauptschlagader in Höhe ihrer Aufzweigung in die Beckenarterien verschlossen ist. Leriche erklärte auch, daß die optimale Therapie nur sein konnte, den erkrankten Anteil zu ersetzen. Er war zu diesem Zeitpunkt aber skeptisch, ob diese Idealvorstellung jemals würde verwirklicht werden können. 27 Jahre später, am 14. November 1950, führte Oudot diese Operation durch. Als Ersatz -auch Prothese genannt- verwendete er die nach seinen Vorgaben konservierte Schlagader eines Verunglückten. Die Resultate bei diesem und den folgenden Patienten waren überzeugend, und chirurgische Eingriffe an der Hauptschlagader waren von nun an keine Unmöglichkeit mehr. Im selben Jahr nahm Oudot an einer weiteren Premiere teil: der erstmaligen Bezwingung eines 'Achttausenders', der Besteigung des nepalesischen 'Annapurna' durch Maurice Herzog (siehe Bild). Neben dem Alpinismus gehörte aber auch die Liebe zu schnellen Autos zu den Leidenschaften Oudots. Das war sein Schicksal: bei einem Autounfall 1953 nahm sein abenteuerliches Leben ein jähes Ende

Michael Ellis de Bakey

Michael Ellis de Bakey wurde 1908 in Lake Charles, USA, geboren. Schon bald nach seinem Medizinstudium riet ihm sein Mentor, der von seiner Geschicklichkeit und seinem Erfindergeist beeindruckt war, das chirurgische Fach zu wählen. Dafür schickte er ihn zuerst nach Europa: dort verbrachte er seine Lehrjahre bei den damals einflußreichsten Chirurgen seiner Zeit in Straßburg und in Heidelberg. Zurück in den Staaten leistete dieser Mann in den folgenden Jahrzehnten Enormes: er trug zur Entwicklung der Herz-Lungen-Maschine bei, entfernte erstmals eine Wandverkalkung der Halsschlagader, zeigte, daß die Aorta (menschliche Hauptschlagader) in ihrem ganzen Verlauf der chirurgischen Therapie zugänglich ist und erfand den Herzbypass. Das nötige Umfeld für so anspruchsvolle Operationen mußte de Bakey selber schaffen, und das hieß Einrichten einer excellent ausgerüsteten Intensivstation, spezielle Schulung des Pflegepersonals - und dann mußte er noch für Sponsoren sorgen. Auch außerhalb des Operationssaales ist sein Engagement beeindruckend: von der Einführung der 'MASH units' im II. Weltkrieg, der Gründung eines Colleges, dem Aufbau einer drittklassigen, wirtschaftlich vor dem Ruin stehenden Universitätsklinik zu einer der besten Adressen des Landes, der Begründung der 'National Library of Medicine' bis hin zur Gesundheitsaufklärung durch Bücher, Fernsehen und das Internet. Das Photo zeigt de Bakey übrigens bei einer Bypassoperation im Jahre 1998, die live im US-Fernsehen übertragen wurde. Der Chirurg war zu diesem Zeitpunkt also 90 Jahre alt und so sicher wie eh und je.

Denton A. Cooley

Denton A. Cooley beendete sein Medizinstudium an der University of Texas 1941 mit höchster Auszeichnung. Nach weiteren Lehrjahren, unter anderem auch in London, arbeitete er seit 1951 am Baylor College of Medicine, USA, als Professor der Chirurgie. Hier ersetzte er 1954 erstmalig - zusammen mit seinem Kollegen M. E. de Bakey - eine nahe des Herzens krankhaft erweiterte Hauptschlagader durch eine 'Prothese' aus einem neuartigen Kunststoffgewebe.

Der Ersatz großer Schlagadern war bis zu diesem Zeitpunkt problematisch. Man hatte nur Adern zur Verfügung, die man Verstorbenen entnommen hatte, deren Eigenschaften aber nicht optimal waren. Versuche früherer Chirurgen Blutgefäße mit körperfremden Materialien zu ersetzen (z.B. mit Metall-, Glas-, Elfenbein- oder Gummiröhrchen) waren immer gescheitert. Die Einführung, Verbreitung und Weiterentwicklung von geeigneten Kunststoffprothesen bedeutete also einen entscheidenden Fortschritt - Cooley war daran beteiligt. Im Jahr 1962 gründete er das renommierte 'Texas Heart Institute' und konzentrierte sich auf Operationen am offenen Herzen, seine Arbeitsgruppe wurde auf diesem Gebiet eine der führenden der Welt.

António Caetano de Abreu Freire Egas Moniz

António Caetano de Abreu Freire Egas Moniz (*29. November 1874 in Avanca Portugal, †13. Dezember 1955 in Lissabon, Portugal) war ein portugiesischer Neurologe und Politiker. Nobelpreisträger 1945 für Physiologie oder Medizin. Von 1909 bis 1944 war Egas Moniz Professor an der Universität Lissabon. 1917 war er portugiesischer Botschafter in Spanien.

Von 1918 bis 1919 war er portugiesischer Außenminister und leitete die portugiesische Delegation bei der Pariser Friedenskonferenz. Er entwickelte 1928 die Arteriographie der Hirngefäße am lebenden Menschen. Dazu injizierte er radioaktives Kontrastmittel in das Blut der Patienten um dann das Gehirn zu fotografieren und anhand der Bilder Tumore zu finden. Egas Moniz war der Begründer der Psychochirurgie. 1935 führte Moniz an einem Patienten mit unheilbaren Hirnschaden die erste Leukotomie, auch Lobotomie genannt, durch. Dabei werden die Nervenbahnen in der vorderen Gehirnregion durchtrennt. Durch das umstrittene Verfahren konnten Kranke von angeblich ihren Wahnvorstellungen geheilt werden.

Noch heute fordern Vereine, Moniz den Nobelpreis abzuerkennen. 1940 schrieb er das Buch Die cerebrale Arteriographie und Phlebographie. Egas Moniz bekam 1949 zusammen mit Walter Rudolf Hess den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Er wurde damit geehrt, so das Nobelkommitee wörtlich, "für die Entdeckung des therapeutischen Wertes der präfrontalen Leukotomie bei gewissen Psychosen". Im Alter von 65 wurde Moniz von einem seiner Patienten mit Schizophrenie angeschossen und an der Wirbelsäule verletzt (nach unbestätigter Quelle: querschnittsgelähmt).

H.H.G.Eastcott

Der Name Eastcott steht für den Beginn der 'Carotischirurgie', den Operationen an der Halsschlagader. Man ahnte schon im Altertum, daß es einen Zusammenhang zwischen dieser Ader und dem Bewußtsein geben könnte: die Bezeichnung 'Carotis' kommt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich 'in einen tiefen Schlaf fallen'

Aber erst 1905 beschrieb Chiari, daß arteriosklerotische Ablagerungen in der Halsschlagader oder deren Verengungen für den Hirnschlag verantwortlich sein können. Eine weitere Voraussetzung für die Carotischirurgie war die Entwicklung der Cerebralangiographie (bildliche Darstellung der hirnversorgenden Gefäße mit Kontrastmittel). Dieses Verfahren wurde von dem Portugiesen Moniz im Jahre 1927 entwickelt. Am 19. Mai 1954 schließlich entfernte Eastcott einem Patienten die Kalkplaques aus der Halsschlagader. Der Eingriff wurde im St. Mary's Hospital in London durchgeführt und verlief erfolgreich. Der Patient lebte weitere 20 Jahre ohne einen Schlaganfall zu erleiden.

Andreas Grüntzig

Grüntzig war Assistenzarzt an der Züricher Universitätsklinik, als er 1971 die 'Dotter´schen Katheter' kennenlernte. Dies waren teleskopartig übereinanderschiebbare Katheter mit denen man Stück für Stück Gefäßverengungen aufdehnen konnte. Dieses Verfahren hinterließ naturgemäß in der so behandelten Arterie ein großes Loch, ebenso groß wie der Durchmesser auf den man die Arterie weiten wollte. Grüntzig war beeindruckt und beschloß, die Methode zu verbessern.

Nach 3 Jahren stellte er seine Lösung vor: es war ein dünner Katheter, an dessen Ende sich ein länglicher, speziell zusammengefalteter, aufblasbarer Ballon befand. Der Ballon war aus einem stabilen Kunststoff gefertigt, der sich nur bis zu einer vorbestimmten Form entfalten ließ. Er hatte damit ein Instrument erfunden, das die Behandlung von Gefäßverengungen revolutionierte. Zum einen war das Loch, welches der Katheter in der Arterie hinterließ so klein, daß man es nicht zunähen mußte. Damit erübrigte sich eine Operation und die dazugehörige Narkose mit all ihren Risiken. Zum anderen konnte man die Länge der Katheter variieren und so über einen Einstich in der Leiste fernab gelegene Engstellen aufweiten, sogar an den Herzkranzarterien.

Heute ist die 'PTA' ein in seinen Möglichkeiten und Grenzen gut erforschtes, risikoarmes Verfahren, das von Radiologen, Kardiologen und Gefäßchirurgen angewandt wird.

Thomas Fogarty

Heute kennt jeder Gefäßchirurg 'den Fogarty', so wird der Katheter genannt, den der junge Thomas Fogarty als Medizinstudent erfand und 1963 der Fachwelt präsentierte.

Davor war die Embolektomie (das ist die Entfernung eines abgeschwemmten Blutgerinnsels, das eine Arterie verstopft) eine schwierige und undankbare Aufgabe. Allzu oft konnte die betroffene Gliedmaße nicht gerettet werden. Dieses Problem beschäftigte den technisch interessierten und begabten Fogarty und bald fand er eine ebenso wirksame wie einfache Lösung: ein Katheter, an dessen Spitze sich ein kleiner, aufblasbarer Ballon befindet. An der Universität von Cincinnati (USA), Fogartys damligem Arbeitsplatz, wurde er erstmals erprobt und wurde daraufhin schnell zu einem gefragten Instrument. Die wenigen Exemplare, die Fogarty damals in Handarbeit angefertigt hatte, waren in ständiger Benutzung. Fogarty ließ sich seinen Katheter patentieren, die industrielle Fertigung begann und damit auch die weltweite Verbreitung dieses Instruments, auf das inzwischen kein Gefäßchirurg mehr verzichten will. Der Katheter wird in unaufgeblasenem Zustand über das Gerinnsel hinaus vorgeschoben, aufgeblasen und zurück gezogen. Dabei wird das Gerinnsel mit herausgezogen

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