Chirurg mit Lupenbrille

Neuigkeiten aus dem Zentrum für endokrine Chirurgie

Alle Bereiche der Medizin unterliegen einem stetigen Wandel unter Abgleich mit aktuellen Studienergebnissen und Erkenntnissen. Dies gilt natürlich auch für das große Themengebiet der endokrinen Chirurgie. Insbesondere im Bereich der Schilddrüsenchirurgie zeichnen sich hier neue Betrachtungsweisen und Veränderungen der bisher etablierten Therapiestrategien ab.

Darüber möchten wir Sie hier informieren.

Bei weitergehendem Interesse sei an dieser Stelle auf die umfangreiche Literaturdatenbank unserer Fachgesellschaft verwiesen hier.

Autoimmunthyreopathie M. Basedow

Zum Jahresende sind die Daten der TONIG-Studie publiziert worden, an welcher wir in dem Zeitraum vom April 2017 bis April 2019 als eine von 78 beteiligten Kliniken teilgenommen haben. Hierbei wurden >80% der Fälle von 28  high volume center mit >300 Schilddrüsenoperationen im Jahr eingebracht – unsere Klinik war eine hiervon. Daher möchten wir Ihnen  hier die Originalpublikation vorstellen.

Die Thyreoidektomie unter intraoperativem Neuromonitoring hat sich hierbei als häufigste Operation beim M. Basedow in Deutschland dargestellt. Das Verfahren ist sicher, trotz dessen ist der postoperative Hypoparathyreoidismus als häufigste postoperative Komplikation hervorzuheben und dessen Vermeidung bedarf unserer besonderen Aufmerksamkeit. Dies geschieht beispielsweise durch eine streng schilddrüsennahe Präparationsweise sowie durch die Sichtschonung der sensiblen Strukturen.

Hyperparathyreoidismus

Hier finden Sie die Leitlinie zur Behandlung des Hyperparathyreoidismus.

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Maligne Schilddrüsenerkrankungen/ Differenzierte Schilddrüsenkarzinome

Auch wenn die Aktualisierung der Leitlinie zur Behandlung maligner Schilddrüsenerkrankungen noch auf sich warten lässt, werden wir die aktuellen Literatur- und Expertenkonsens- basierenden Empfehlungen ab sofort in unsere Therapieentscheidungen mit einfließen lassen.

Hervorzuheben ist hierbei, dass zukünftig differenzierte Schilddrüsenkarzinome in Abhängigkeit ihres Risikoprofils noch individueller zu betrachten und zu behandeln sein werden.

Niedrigrisikopatienten bedürfen nicht mehr obligat den teilweise umfangreichen radikalen Behandlungskonzepten aus Operationen mit Lymphknotendissektion und anschließender Radiojodablation.

Ggf. kann künftig in ausgewählten Fällen eine risikoadjustiert limitierte Resektionsstrategie sowie eine risikoadjustierte Radiojodtherapie ausreichend sein. Im Falle von papillären Mikrokarzinomen ohne Risikokonstellationen kann bei älteren Patienten > 60. Lebensjahr sogar eine active surveillance diskutiert werden.

Auch bei den medullären Schilddrüsenkarzinomen ergeben sich durch besseres Verständnis der Histologie und durch systemische Therapieoptionen, an denen es lange gemangelt hatte, neue Empfehlungen. So kann bei sporadischer Genese und umfassender Aufklärung bei fehlender Desmoplasie zukünftig eine Hemithyreoidektomie bei unifokalem Befall als ausreichendes Resektionsausmaß gelten. Die teilweise umfangreiche Lymphknotendissektion cervical sollte nur noch bei klinischem und/ oder bildgebendem Verdacht auf eine lymphogene Metastasierung erfolgen. Bedingt durch unsere aktive Dateneingabe in die STUDOQ-Registerdatenbank in den vergangenen Jahren konnten wir durch ein stringentes Calcitonin-Screening zur Verbesserung der Früherkennung der medullären Schilddrüsencarcinome beitragen. Dies wurde nun durch T Weber et al im Frühjahr 2022 im European Journal of Endocrinology hochrangig publiziert. Die Originalpublikation finden Sie hier.

Entscheidend ist jedoch auch in Zukunft die Patienten mit einer höhergradigen Risikokonstellation zu erkennen und mit ausreichender onkologischer Radikalität zu behandeln. Denn auch weiterhin gilt: nur durch die operative Resektion ist eine Heilung der Tumorerkrankung möglich! Hier kommt dem interdisziplinären Austausch in einem Tumorboard oder innerhalb unseres endokrinen Behandlungszentrums peritherapeutisch eine besondere Bedeutung zu.

 
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