Der Weg zu Ihrer Operation

Der Weg zu Ihrer „individuellen“ Operation scheint steinig im Dschungel von Ernährungsberatung, Anträgen der Krankenkassen sowie unterschiedlichen Operationsmethoden. Damit Sie sich nicht verloren fühlen kümmern wir uns von Anfang an um Sie und haben das folgende Stufenkonzept als Leitfaden für Sie entwickelt. Am Ende dieses Konzeptes steht die Operation mit der lebenslangen postoperativen Nachsorge.

Stufe 1: Der Fragebogen
Stufe 2: Die adipositaschirurgische Sprechstunde
Stufe 3: Das multimodale Therapiekonzept (MMK)
Stufe 4: Das Gutachten
Stufe 5: Die OP-Vorbereitung
Stufe 6: Die Operation
Stufe 7: Die Nachsorge


Stufe 1: der Fragebogen

Die ehrliche und genaue Beantwortung des Fragebogen ist von essentieller Wichtigkeit und bildet die Basis für ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis. Durch die Auswertung des Fragebogens ist es uns möglich einen ersten Eindruck von Ihnen und Ihren individuellen Problemen zu erhalten. Beispielsweise kann geklärt werden, ob die Grundvoraussetzungen für einen „adipositaschirurgischen Eingriff“ erfüllt sind, bzw. Kontraindikationen bestehen (s.u.).

 

Grundsätzliche Voraussetzungen / Einschlusskriterien für adipositaschirurgische Maßnahmen:

  • BMI>40 kg/m²
  • BMI>35 kg/m² + assoziierte Begleiterkrankung (z.B. Diabetes mellitus Typ 2, art. Hypertonus, etc.)
  • Adipositas-verursachende Erkrankungen, wie endokrine Dysfunktionen (z.B. Hypothyreose) und hormonproduzierende Tumoren (z.B. M. Cushing) wurden ausgeschlossen
  • Ausschluss von Kontraindikationen (s.u.)
  • Ausschöpfung der suffizient durchgeführten konservativen Therapie (MMK)

 

Kontraindikationen:

  • Instabile psychopathologische Zustände, aktive Substanzabhängigkeit und eine unbehandelte Bulimia nervosa werden als Kontraindikationen bewertet.
  • Konsumierende Grunderkrankungen, Neoplasien, chronische Erkrankungen wie Leberzirrhose oder andere schwer gesundheitlich einschränkende Erkrankungen, welche sich durch den postoperativen katabolen Stoffwechsel verschlechtern können, erhöhen zweifelsfrei das perioperative Risiko deutlich und sind klare Kontraindikationen.
  • Schwangerschaft

Den Fragebögen können Sie hier herunterladen.

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Stufe 2: Die adipositaschirurgische Sprechstunde

(Erstgespräch Dauer 45-60 min / Wir bitten Sie eine Überweisung mitzubringen)

  • Ausführliche Anamnese / Kennenlernen
  • Körperliche Untersuchung (inkl.: BMI, ggf. Belastungstest)
  • Ausführliche Aufklärung über Indikationen und Kontraindikationen adipositaschirurgischer Eingriffe, Aushändigung von Informationsmaterial
  • Beschreibung / Erklärung der unterschiedlichen operativen Verfahren (inkl.: EWL, eingriffsspezifische Komplikationen, Morbidität und Mortalität)
  • Erläuterung des Antragsverfahrens / Voraussetzungen

Zum Abschluss des Termins werden wir das weitere Vorgehen besprechen:

  • Einleitung des multimodalen Therapiekonzepts (MMK / Stufe 3)
  • Vereinbarung eines Termins für ein psychologisches Gutachten
  • Vereinbarung einer endokrinologischen Untersuchung (extern)
  • Vereinbarung einer Wiedervorstellung in der adipositaschirurgischen Sprechstunde in 2-3 Monaten (2. Termin)

Sprechstunde
jeden Donnerstag und Freitag von 8 bis 15 Uhr

Terminvereinbarung
Tel.: 0511 / 289 2238
Adipositaschirurgie.dkh[at]diakovere.de

Gerne können Sie im Vorfeld zur Sprechstunde an unserem kostenfreien Patientenseminar teilnehmen

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Stufe 3: Multimodales Therapie Konzept

Als zertifiziertes Zentrum für Adipositaschirurgie  haben wir uns verpflichtet alle Patienten entsprechend der gültigen medizinischen S3-Leitlinien vorzubereiten. Daher ist die Durchführung eines sog. multimodalen Therapiekonzeptes (MMK) in der Regel notwendig.

Das MMK besteht aus 3 Säulen:

Ernährungstherapie: 

Eine Ernährungstherapie über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten ist durch einen Ernährungsmediziner und / oder eine anerkannte ernährungstherapeutische Berufsgruppe (z. B. Diätassistenten / Oecotrophologen) bzw. die Betreuung durch eine qualifizierte Einrichtung nachzuweisen, mit Angaben zu Frequenz und stichwortartiger Beschreibung der Art der Intervention. Eine entsprechende Ernährungstherapie im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme ist ebenfalls ausreichend, wenn sie für insgesamt 6 Monate unter Leitung einer ernährungstherapeutischen Berufsgruppe ambulant fortgeführt wird. Eigenständige Therapieversuche (diverse Diäten) oder kommerzielle Angebote (vergleichbar Weight Watchers, Formuladiäten) sind hierfür alleine nicht ausreichend. 

Bewegungstherapie: 

Hier ist der Nachweis besonders schwierig. Soweit über keine Bewegungstherapie oder Steigerung der Aktivität berichtet wird, ist auf die Mitgliedschaft und Teilnahme in einem Sportverein, Fitnessclub, Volkshochschule, oder vergleichbaren Strukturen (z. B. Wassergymnastik) zu verweisen (Eigenverantwortung gemäß § 1 SGB V). Gibt der Patient eine regelmäßige sportliche Betätigung an, zumindest 2 Stunden / Woche im Sinne von z. B. Walking, Schwimmen oder Radfahren, ist dies grundsätzlich nicht in Zweifel zu ziehen. Bei Ausübung einer beruflichen Tätigkeit, die mit körperlicher Anstrengung verbunden ist (z. B. Landwirt, Bauarbeiter, Metzger), kann die Bewegungstherapie als erfüllt betrachtet werden. 

Verhaltenstherapie als Psychotherapie-Richtlinienverfahren: 

Die Umsetzung verhaltensmodifizierender Maßnahmen und die fallspezifische Notwendigkeit und Durchführung einer psychotherapeutischen Verhaltenstherapie wird anhand der "psychiatrischen / psychotherapeutischen Anfrage" geprüft. Im Rahmen dieser Prüfung soll die Notwendigkeit einer psychiatrisch/psychotherapeutischen Behandlung bei Vorliegen einer schweren psychischen Erkrankung und / oder Essstörung (z. B. Bulimia nervosa) evaluiert werden. Wird dieser konservative Baustein fachpsychiatrisch oder fachpsychologisch in der Anfrage begründet eindeutig verneint, ist dies zu akzeptieren. Wenn der Patient laut Anfrage einer Verhaltenstherapie bedarf, so ist diese Therapie gegenüber der operativen Maßnahme vorrangig einzusetzen. 

Gemeinsam mit Ihnen und unseren Kooperationspartnern werden wir Ihr persönliches MMK planen. Sinn und Zweck des MMK´s ist vor allem Ihre Motivation unter Beweis zu stellen. Eigeninitiative und Motivation sind nicht nur Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Antragsverfahren, sondern vor allem wesentlicher Bestandteil eines erfolgreichen Therapieverlaufs vor und nach der Operation.

Achtung !!! 
Ab einem BMI > 50 besteht laut aktueller Leitlinie eine primäre OP-Indikation. Hier kann die Vorbereitung ggf. zeitlich verkürzt werden. Nichtsdestotrotz sind die Grundpfeiler des MMK´s zu absolvieren.

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Stufe 4: Das Gutachten

Die Vorlage von diversen Bescheinigungen und Gutachten ist ein elementarer Bestandteil des Antragsverfahrens. Im DIAKOVERE Henriettenstift können wir Ihnen alles aus einer Hand anbieten. Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren internen Kooperationspartner, ist nicht nur eine interdisziplinäre Indikationsstellung, sondern auch eine zeitnahe Begutachtung gewährleistet. Im Allgemeinen können beide Termine koordiniert werden und an einem Tag erfolgen (s.u.).

Psychosomatische Beurteilung (für geplanten bariatrischen Eingriff)

Für einen geplanten bariatrischen Eingriff ist die Vorlage einer psychosomatischen Beurteilung eine der Kernvoraussetzungen. Diese Beurteilung wird durch die Klinik für psychosomatische Medizin des Henriettenstifts (Standort Kirchrode) oder im Haus durch die Psychologin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Layla Mathews erstellt.

Die Beurteilung wird anhand dieser Erhebungen zeitnah erstellt und sowohl dem Überweiser als auch Ihnen per Post zugestellt. 

Anmeldung

Die Anmeldung erfolgt direkt im Rahmen der adipositaschirurgischen Sprechstunde.

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Stufe 5: Die OP-Vorbereitung

Herzlichen Glückwunsch!
 

In den letzten Monaten haben Sie bewiesen, dass Sie es ernst meinen. ­Sie wollen Ihr Leben verändern und haben bis hierhin alles richtig gemacht. 

Liegen alle Unterlagen vor?

Notwendige Unterlagen:

  • Endokrinologisches Gutachten
  • Psychosomatisches Gutachten 
    Ziel ist, spezifische psychische Konstellationen zu identifizieren, die einen postoperativen Therapieerfolg negativ beeinflussen könnten (z.B. Binge Eating, psychische Stressoren, soziales Umfeld, etc.)
  • Bescheinigung über die erfolgte Ernährungsberatung
  • Ergänzende Unterlagen 
    • Berichte über durchgeführten Reha-Maßnahmen 
    • aktuelles Pflegegutachten bei Pflegebedürftigkeit 
    • Weitere ärztliche Stellungnahmen zu Begleiterkrankungen (z.B. vom Hausarzt) 
    • Bescheinigungen über die Teilnahme an Programmen, Selbsthilfegruppen 
    • Ernährungsprotokoll / -tagebuch (über vier Wochen)
    • Bewegungsprotokolle (der letzten sechs Monate)

 

Wie geht es weiter? 

Im Laufe der letzten Termine haben wir uns schon mehrfach über die Operation bzw. die verschiedenen Verfahren unterhalten. Gemeinsam mit Ihnen haben wir das für Sie optimale Verfahren gewählt. 

 

Nun wird es Zeit die letzten Operationsvorbereitungen zu treffen!

 

Wir vereinbaren mit Ihnen einen vorstationären Aufnahmetermin.

Im Rahmen der Aufnahme werden folgende vorbereitende Maßnahmen getroffen: 

  • Blutabnahme 
  • erneute chirurgische Aufklärung 
  • anästhesiologische Aufklärung (Narkoseaufklärung) 
  • ggf. Lungenröntgen, EKG, Lungenfunktion

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Stufe 6: Die Operation

Die Operation sowie der gesamte Krankenhausaufenthalt findet in einem standardisierten Rahmen statt. In der Regel beläuft sich der stationäre Krankenhausaufenthalt auf 4 bis 5 Tage. 

Aufnahmetag / vorstationäre Aufnahme: 

s. Operationsvorbereitung 

OP-Tag: 

Endlich ist es soweit und die Operation findet statt. Direkt nach der Operation werden Ihre Angehörigen von uns über den OP-Ablauf informiert (wenn gewünscht). 

Bereits am Tag der Operation sollten Sie kleine Schlücke Wasser zu sich nehmen und mit Hilfe ein paar Schritte gehen. 

Denken Sie dran, ab jetzt ist Ihre Mithilfe gefragt, die Operation ist nur der erste Schritt!!! 

1. Tag nach der Operation: 

Sie werden ausführlich über die Operation und das weitere Vorgehen informieren. Ebenfalls werden Sie ernährungstherapeutisch beraten und mit Ihnen der Kostaufbau besprochen. Bitte versuchen Sie sich eigenständig zu versorgen (soweit es geht). Keine Angst vor Schmerzen. In unserem Krankenhaus gibt es einen zertifizierten Akuschmerzdienst, hier werden Sie durch spezielle Schmerzpflegekräfte (Pain-nurses) betreut. 

2.-4. Tag nach der Operation: 

In der Regel werden 2-mal visitiert und mehrfach über das weitere Prozedere informiert. Blutabnahmen und körperliche Untersuchungen werden regelmäßig durchgeführt. Es erfolgt ein langsamer Kostaufbau.

3-5. Tag nach der Operation (Entlassungstag): 

Bei einem unkomplizierten Verlauf können Sie heute entlassen werden. Es ist Ihnen erlaubt, breiige Kost zu sich zunehmen. Wir führen ein ausführliches Entlassungsgespräch und terminieren den ersten Nachsorgetermin. 

(CAVE: Die o.g. Angaben entsprechen dem Optimalverlauf)

Viel Glück in Ihrem neuen Leben!
Der Anfang ist gemacht. Der kommende Weg ist jedoch noch lang.

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Stufe 7: Die Nachsorge

Ihre Operation war erfolgreich, Sie sind bereits entlassen worden. 

Kein Angst. Wir lassen Sie auch nach der Operation nicht alleine!!! 

Eine gute und regelmäßige Nachsorge ist essentieller Baustein des Behandlungskonzepts. Bereits innerhalb der ersten 2 Wochen nach der Entlassung sollten Sie sich bei Ihrem/Ihrer vorbehandelnden Ernährungsmediziner /-in bzw. Ökotrophologen/-in vorstellen und eine langfristige Betreuung vereinbaren. 

Die chirurgische Nachsorge: 

  1. Termin: 4 Wochen postoperativ (hausinterne Ernährungsberatung)
  2. Termin: 3 Monate (ärztliche Sprechstunde)
  3. Termin: 6 Monate (bei Bedarf)
  4. Termin: 12 Monate  (ärztliche Sprechstunde)
  5. Termin: 2 Jahren 

weitere Termine jährlich oder jederzeit bei Beschwerden

Erinnerung:
Die Operation ist nur der erste Schritt. Ab jetzt stehen Sie in der Verantwortung. Ihre Motivation und Ihr Engagement sind der Garant für ein gutes Ergebnis. Freuen Sie sich auf den Weg, der vor Ihnen liegt. 

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

Ihr Adipositas-TEAM im Henriettenstift

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