Spezielle Kompetenzen, Angebote und Schulungen im Berufsbildungswerk

Um den Menschen dieser Zielgruppe gerecht zu werden, bedarf es verschiedener individueller Anpassungen in der Förderplanung sowie spezieller autismusspezifischer Angebote. Diese Unterstützung leistet der Fachdienst Autismus für die Teilnehmenden und Mitarbeitenden im Berufsbildungswerk.

Darüber hinaus verfügt das Berufsbildungswerk der DIAKOVERE Annastift Leben und Lernen über spezialisierte Kompetenzen, die maßgeschneiderte Bildungs- und Förderangebote für junge Menschen mit besonderen Unterstützungsbedarfen ermöglichen. Dazu zählen unter anderem dasICF-Kompetenzzentrum sowie die Rehapädagogische Zusatzqualifikation (ReZa), die gemeinsam mit demFachdienst Autismus unser Profil in diesem Bereich abrunden.

Wir bieten Schulungen und Seminare an – von Überblicksveranstaltungen bis hin zu Basis- und Vertiefungsseminaren für Schulen und Einrichtungen. Auch im Rahmen von Veranstaltungen stehen wir Ihnen gern mit unserer Expertise zur Verfügung.

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Fachdienst Autismus

Junge Erwachsene mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) im Annastift Berufsbildungswerk

Autismus wird als tiefgreifende Entwicklungsstörung definiert, die auf einer divergenten Arbeitsweise des zentralen Nervensystems beruht. Die andersartige Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung führt individuell zu sehr unterschiedlich ausgeprägten Besonderheiten, insbesondere in den Bereichen sozialer Interaktion, Kommunikation und im Lernverhalten. Diesen Besonderheiten gilt es bei der Maßnahme im Berufsbildungswerk Rechnung zu tragen, um einen erfolgreichen Abschluss und die Integration auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu verwirklichen. 

Um den Menschen dieser Zielgruppe gerecht zu werden, bedarf es verschiedener individueller Anpassungen in der Förderplanung sowie spezieller autismusspezifischer Angebote. Diese Unterstützung leistet der Fachdienst Autismus für die Teilnehmenden und Mitarbeitenden im Berufsbildungswerk.

Mentoren begleiten die betreffenden Teilnehmenden über den gesamten Zeitraum der Anwesenheit im Berufsbildungswerk als feste Bezugsperson und „Dolmetscher". Sie sind organisiert in einem„Arbeitskreis Autismus", der bei Bedarf vom Psychologischen Dienst unterstützt wird. Regelmäßig wird zudem Intervision für den kollegialen Austausch über Teilnehmende mit ASS angeboten. 

Zentral organisiert werden sämtliche Aktivitäten zum Thema Autismus durch Mitarbeitende, die ausschließlich als „Fachreferent*in Autismus" im Berufsbildungswerk tätig sind und ein Zertifikat als Autismus Begleiter*in erworben haben. 

Eine zentrale Rolle kommt den Mentoren zu, die in Zusammenarbeit mit dem Reha-Team problematische Situationen erkennen und individuell autismusspezifisch anpassen. Hierzu gehören oft Veränderungen, die im Laufe der Ausbildung stattfinden. Wechselnde Zuständigkeiten werden soweit wie möglich vermieden und, falls unvermeidbar, intensiv betreut. Dazu gehört auch das Coaching von betroffenen Mitarbeitenden hier im Haus, in Kooperationsbetrieben und in den Berufsschulen. 

Bei der Anmeldung von Teilnehmenden mit ASS wird die zuständige prozesssteuernde Kraft in Kenntnis gesetzt und den zukünftigen Teilnehmenden ein angepasster Autismus-Anamnesebogen zugesendet. Dieser Anamnesebogen stellt die Grundlage eines Vorbereitungsgespräches dar, welches vor der eigentlichen Aufnahme erfolgt.

Im Vorbereitungsgespräch sind neben den Teilnehmenden auch die Prozessverantwortlichen, Fachreferenten Autismus, bei Bedarf weitere begleitende Fachdienste und in aller Regel die Eltern anwesend. So wird dieses Gespräch auch genutzt, um die autismusspezifischen Besonderheiten zu erfragen und um optimal auf die Aufnahme vorbereitet zu sein. 

Die Erkenntnisse des Vorbereitungsgespräches führen so zu einem ersten Eindruck, der auch die Informationen berücksichtigt, die durch den Autismus-Anamnesebogen erfasst oder durch die Angehörigen ergänzt wurden. 

Die verpflichtende Teilnahme am sozialen Kompetenztraining (SoKo ASS), welches konzeptionell auf die besonderen Bedarfe von jungen Erwachsenen mit ASS ausgerichtet ist, soll die Entwicklung von Fähigkeiten sicherstellen, wie sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vorausgesetzt werden. 

Dieses Training wird in Kleingruppen (max. 6 Teilnehmende) regelmäßig angeboten. Die dort besprochenen Themen können bei Bedarf in Einzelgesprächen vertieft werden.

Die Teilnehmenden am Lernort Wohnen werden bei der Entwicklung sozialer Kompetenzen und Alltagsfertigkeiten zusätzlich durch Mitarbeitende des Internats gefördert und im Verlauf der Maßnahme auf ein selbstständiges Leben vorbereitet. 

Spezifische Wohnformen für Menschen mit ASS

Um den Besonderheiten der Teilnehmenden aus dem Autismus-Spektrum gerecht zu werden, bieten wir verschiedene Wohnformen an. Unter anderem eine autismusspezifische Wohnetage sowie Außenwohngruppen mit unterschiedlichen Betreuungsformaten. Ziel der pädagogischen Arbeit im Wohnbereich ist immer, die Teilnehmenden zu befähigen, im Anschluss an ihre Ausbildung ein eigenständiges, inklusives Leben zu führen. 

Zur spezifischen Förderung der Menschen mit ASS werden folgende Leistungen angeboten:

  • Feste Zuordnung von speziell geschulten Mitarbeitenden
  • Teilnahme an der Trainingsgruppe „Soziales Kompetenztraining für Menschen aus dem Autismus-Spektrum“ (SoKo ASS)
  • Anpassung des Arbeitsplatzes
  • Individuelle Maßnahmengestaltung
  • Timeout-Raum als Rückzugsmöglichkeit
  • 14-tägiges Coaching mit den Mentoren
  • Intensive Vorbereitung von Übergängen (z.B. betriebliche Phasen, BvB > Ausbildung, Berufsschule, etc.)
  • Anpassung von Prüfungssituationen über den Nachteilsausgleich
  • Elternarbeit (wenn von den volljährigen Teilnehmenden gewünscht)

Optional ergänzende Angebote

  • Entspannungstraining
  • Ergotherapie
  • Squeeze-Weste  
  • Abschirmung von akustischen und/oder optischen Ablenkreizen
  • Neurofeedback 

Eine besondere Herausforderung für die jungen Menschen aus dem Autismus-Spektrum stellen betriebliche Phasen dar, da die Routinen und Rituale, die hier im Hause für Stabilität sorgten, nun aufgegeben bzw. angepasst werden müssen. Bei der Entwicklung einer optimalen Stabilität, auch im Betrieb, leisten die beteiligten Mitarbeitenden des Berufsbildungswerkes Unterstützung.

Für eine nachhaltige Integration benötigen Teilnehmende aus dem Autismus-Spektrum auch nach Abschluss der Ausbildung eine besondere Unterstützung bei der Suche und Erhaltung eines passenden Arbeitsplatzes. Diese wird von unserem Eingliederungsteam für 6 Monate gewährleistet.

Mirko Feuerhahn

Fachreferent Autismus

Verena Drescher

Fachreferentin Autismus

Maik Schöllner

Fachreferent Autismus

Gunilla Schwemann

Referentin der Bereichsleitung


Angebote für Schulen und Einrichtungen

Gruppenführungen und Angebote

Sie haben Lust mit Ihrer Schulklasse das Berufsbildungswerk zu besichtigen oder möchten mehr zu den Möglichkeiten nach der Schulzeit für Ihre Schüler*innen erfahren? Sie begleiten junge Menschen mit Behinderungen nach der Schulzeit? Sie planen einen Workshop und die Arbeit des Berufsbildungswerkes ist Ihnen noch nicht bekannt?

Wir laden Sie ein, das Berufsbildungswerk kennenzulernen!

Ob im Rahmen eines Elternabends, einer Gruppenführung, einer Berufsinformationsmesse, eines Fachtages – Wir stehen Ihnen gern zur Verfügung und stellen Ihnen die Möglichkeiten des Berufsbildungswerkes vor.

Cosima Küchler

Referentin für Öffentlichkeitsarbeit


Spezielle Kompetenzen im Berufsbildungswerk

ReZa für mehr Inklusion und mehr Fachkräfte

Für betriebliche Ausbilder*innen, die Menschen mit einer Behinderung ausbilden möchten, ist die rehapädagogische Zusatzqualifikation (ReZa) notwendig.

Durch die erworbene Zusatzqualifikation können Ausbildungsbetriebe nach dem Berufsbildungsgesetz §66 BBiG/§ 42 HWO Menschen mit Behinderungen in anerkannten Berufsausbildungen direkt in ihrem Betrieb ausbilden. 

Der eingetragene Ausbildungsberuf im Betrieb kann dann bei den zuständigen Kammern zusätzlich auch als theoriereduzierter Ausbildungsberuf eingetragen werden. So kann beispielsweise ein junger Mensch mit einer Lernbehinderung die betriebliche Ausbildung zum Fachpraktiker Büro absolvieren.

Die ReZa orientiert sich unmittelbar am Rahmencurriculum des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) und will die berufspädagogischen Fähigkeiten der Ausbilder*innen in Betrieben erweitern. Sie baut auf Ihren erworbenen Kenntnissen auf und fördert Ihre Befähigung erfolgreich, junge Menschen mit Behinderung auszubilden

  • Praxisnahes Lernen - 80 Stunden Theorie mit Fachexperten aus dem Berufsbildungswerk

  • Im eigenen Betrieb ausbilden - 16 Wochen begleitete Praxis

Wir bieten Ihnen eine zweistufige, praxisnahe Zusatzqualifikation, die von der Handwerkskammer, der Industrieund Handelskammer und der Landwirtschaftskammer als rehabilitationspädagogische Zusatzqualifikation anerkannt wird.

Die Besonderheit der Zusatzqualifikation ist der hohe Praxisanteil. Sie profitieren vom intensiven Austausch mit den Ausbilder*innen in unseren Ausbildungswerkstätten und haben bereits ab Stufe I direkten Kontakt zu jungen Menschen mit verschiedenen Behinderungen und Förderbedarfen.

Eine enge fachliche Begleitung durch unser multiprofessionelles Team und ein fester Ansprechpartner unterstützen Sie während Ihrer Teilnahme.

Folgende Inhalte umfasst die ReZa:

  • Ausbildung junger Menschen mit Behinderung – Reflexion betrieblicher Ausbildungspraxis
  • Pädagogische und didaktische Aspekte
  • Medizinische und diagnostische Aspekte
  • Psychologische Aspekte
  • System der beruflichen Rehabilitation

Voraussetzung für die Zusatzqualifikation ist eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine abgeschlossene Ausbildung nach AEVO.

Die ReZa richtet sich nur an betriebliche Ausbilder*innen.

Cosima Küchler

Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

Das Berufsbildungswerk Hannover ist ICF Kompetenzzentrum der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW) in Deutschland. Die Kompetenzzentren schulen Reha-Fachkräfte in passgenauen Seminaren. Die Angebote erstrecken sich von Überblicksseminaren für Führungskräfte bis zu Basis- und Vertiefungsseminaren für Fachpersonal. Fachspezifische Inhouse-Schulungen werden für alle Akteur*innen der beruflichen Rehabilitation und darüber hinaus angeboten.

Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) ist bereits aktueller Maßstab im Bereich von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien (SGB IX, BTHG). 

ICF ermöglicht ein neues Verständnis von Krankheit und Behinderung. Der Mensch wird nicht mehr einzeln betrachtet, sondern im Zusammenhang mit seiner Umwelt und persönlichen Situation.

Die Verwendung des Modells der ICF verfolgt darüber hinaus nachstehende Ziele: 

  • Individuelle Bedarfsfeststellung
  • Passgenauere Hilfestellungen für das Erreichen der Ziele
  • Ein besseres Verständnis von Zusammenhängen
  • Eine nachvollziehbare Teilhabeplanung
  • Anschaulicher Austausch über die Teilhabeplanung mit dem Menschen mit Behinderung.

Unser ICF Team vereinbart gern einen Beratungstermin mit Ihnen und erstellt ein passgenaues Seminarangebot für Ihre Einrichtungen.

Als ICF Kompetenzzentrum bieten wir Schulungen und Seminare an. Die Angebote erstrecken sich von Überblicksseminaren für Führungskräfte bis zu Basis- und Vertiefungsseminaren für Fachpersonal. Fachspezifische Inhouse-Schulungen werden für alle Akteure der beruflichen Rehabilitation und darüber hinaus angeboten.

Ihre Ansprechpartner*innen

Dagmar Eichler

Stellv. Bereichsleiterin

Fachbereichsleitung Case Management, Wohnen, Fachdienst Autismus

Verena Drescher

Fachreferentin Autismus

Mirko Feuerhahn

Fachreferent Autismus