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Bundeskompetenzzentrum für Menschen mit Contergan-Schädigungen im Annastift

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Vertreter/innen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie der Bundesvorstand der Conterganstiftung besuchten vergangene Woche das neue Bundeskompetenzzentrum Contergangeschädigte im Annastift.

Der Contergan-Skandal Anfang der 1960er Jahre erschütterte Deutschland zutiefst. Ein vermeintlich harmloses Medikament, das Schwangeren gegen Morgenübelkeit und Schlafstörungen empfohlen wurde, führte weltweit zu Totgeburten und schweren Missbildungen bei Tausenden von Neugeborenen. Schon die Einnahme einer einzigen Tablette hatte verheerende Folgen. Nach Angaben von Prof. Stephan Martin, Ärztlicher Direktor des Bruno-Valentin-Instituts, dem das neue Zentrum angegliedert ist, gab es bundesweit rund 4.500 Betroffene - 2.500 Menschen mit Contergan-Schäden leben noch. Die Betroffenen leiden nicht nur unter fehlenden Gliedmaßen, sondern häufig auch unter Organschäden. Die Tablette hat die Entwicklung der Kinder im Mutterleib in einer entscheidenden Wachstumsphase gestört. Daraus ergeben sich ganz besondere Anforderungen an die Behandlung. Die Betroffenen sind oft ein Leben lang auf Therapie angewiesen. Hinzu kommt, dass die heute über 60-Jährigen mit den ersten Alterserscheinungen, wie z. B. Arthrose, zu kämpfen haben. 

Im Bruno-Valentin-Institut, dem Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit Behinderung im DIAKOVERE Annastift (MZEB), werden seit einiger Zeit auch contergangeschädigte Menschen behandelt. Ein bundesweites Kompetenzzentrum für Menschen mit Conterganschädigungen wurde dort bereits 2022 mit Mitteln der Conterganstiftung eingerichtet.

Anlässlich der Fertigstellung der ersten Patientenzimmer in Kleefeld erhielten das Bruno-Valentin-Institut und die Anna-von-Borries-Stiftung Besuch vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie vom Bundesvorstand der Conterganstiftung. Die Geschäftsführung des DIAKOVERE Krankenhauses wurde durch die Pflegedirektorin Frau Sabine Mischer vertreten.

Der Termin bot Gelegenheit, die Arbeit des Bruno-Valentin-Instituts sowie die neu errichteten Contergan-Patient*innenzimmer im Annastift vorzustellen, die barrierefrei und auf die besonderen Bedürfnisse von Contergan-geschädigten Menschen ausgerichtet sind. Dieter Hackler, Vorsitzender der Conterganstiftung, und Dr. Christine Stüben, Referatsleiterin des BMFSFJ, zeigten sich begeistert von dem bereits Erreichten.

"Es ist schön, vor Ort zu erfahren, wie sich das Angebot der Kompetenzzentren in der Praxis entwickelt und welchen Anklang es bei den Betroffenen findet", sagte die zuständige Referatsleiterin Dr. Christine Stüben und wies in diesem Zusammenhang auch auf den für 2024 vorgesehen Bericht der Bundesregierung über die Auswirkungen des Conterganstiftungsgesetzes sowie über die gegebenenfalls notwendige Weiterentwicklung dieser Vorschriften nach § 25 Conterganstiftungsgesetz hin.

Der Vorstandsvorsitzende Dieter Hackler ergänzte: „Schön, wie gut die Zusammenarbeit mit allen funktioniert: Von dem Krankenhaus über die eingebundenen Interessenverbände, dem Ministerium und der Stiftung. Gemeinsam können wir noch viel erreichen.“

Prof. Dr. Stephan Martin und sein Team präsentierten mit Stolz die Fortschritte und die zukünftigen Pläne für die Arbeit des Zentrums. Das Bruno-Valentin-Institut setzt mit seiner Arbeit Maßstäbe in der Behandlung von contergangeschädigten Menschen und freut sich auf die weitere Zusammenarbeit.

 
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