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Der frühe gemeinsame Start baut Vorurteile und Berührungsängste ab. Die inklusive Mira Lobe Kita ist das beste Beispiel dafür.

„Jetzt gehen wir mal los“

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Gerhard Bräuniger im LiteGait-Trainer

Gerhard Bräuniger im Rollstuhl im LiteGait-Trainer

Im LiteGait-Trainer hängen Patientinnen und Patienten in den Seilen - und lernen so, auf dem Boden zu bleiben. Auch dem 87-jährigen Georg Bräuniger hilft das aus Spenden und Nachlässen finanzierte Trainingsgerät dabei, bald wieder zu Fuß unterwegs zu sein.

Der Mann hängt buchstäblich in den Seilen. Aber genau das war der Plan von Ergotherapeutin Ina Macherius. Die Mitarbeiterin im Zentrum für Medizin im Alter im DIAKOVERE Henriettenstift hat Georg Bräuniger, der im Rollstuhl sitzt, behutsam in eine Art Hose mit Gurten geholfen. Die sind an einer Metallkonstruktion über dem Kopf des 87-Jährigen befestigt. Als alles bequem passt, setzt Macherius mit einer Fernbedienung langsam das Gerät in Gang. Es hebt den Gehwilligen mühelos in den Stand und hält ihn sicher in den Gurten. Bräuniger und die Ergotherapeutin können nun das Gehen trainieren. Und jeder Schritt, den er macht, führt ihn zurück zur Selbständigkeit.

Das besondere Gerät heißt LiteGait-Trainer – es ist mit einem Preis von knapp 25.000 Euro sehr teuer und konnte aus Spenden und Nachlässen finanziert werden. Bettina Trabandt, Leiterin des DIAKOVERE Fundraising, ist stolz darauf: „Technische Innovationen sind eine tolle Sache für alle Beteiligten - aber sie zu bezahlen ist angesichts knapper Budgets immer schwieriger. Umso schöner, dass wir es möglich machen konnten.“

Auch in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation im DIAKOVERE Henriettenstift steht seit diesem Sommer ein LiteGait-Trainer. „Dort geht es etwa darum, sich schon wenige Tage nach einem Schlaganfall wieder zu bewegen“, sagt Fundraising-Expertin Trabandt. Deshalb sei das Gerät „extrem wichtig“ für die Patienten dort. Auch in diesem Fall konnte das Fundraising-Team helfen. Spenden hilft heilen - dieser Marketing-Satz ist für Trabandt nicht nur eine Floskel: „Er ist ganz einfach wahr.“

Für Georg Bräuniger ist das Training mit dem Gerät, das die Gewichtsbelastung optimal verteilt und Therapiearbeit flexibler und sicherer macht, elementar. Denn vor einigen Monaten blieb der Mann aus Hannover mit dem Schuh am Teppich hängen und stürzte. Was lapidar klingt, hatte schwerwiegende Konsequenzen: Bei dem Missgeschick brach sich der 87-Jährige die Hüfte. Die Monate danach im Rollstuhl machten ihm schwer zu schaffen Für mich ist es sehr wichtig, mobil zu sein“, sagt der Rentner. „Es ist das A und O.“ Seit dem Unfall und nach mehreren Wochen im Krankenbett allerdings knicken seine Beine regelmäßig ein. „Ich fühle gar keine Muskeln mehr“, sagt der durchaus kernige gelernte Karosseriebauer.

In seiner Wohnung und auch überall sonst dauerhaft mit dem Rollstuhl zu navigieren, das wäre für ihn ein Albtraum, sagt Bräuniger: Und außerdem Millimeterarbeit - denn nicht überall ist ausreichend Platz.

Ergotherapeutin Ina Macherius kann den Erfolg unmittelbar messen: „Mit dem Thekenwagen, einer erhöhten Gehhilfe, ist schon nach 20 Metern Schluss gewesen.“ Gestützt vom LiteGait-Trainer schafft Georg Bräuniger dagegen trotz wackliger Knie auf Anhieb 50 Meter - und hat direkt ein Erfolgserlebnis. „Das Gerät ist toll für alle, die Angst vor dem Hinfallen haben. Nach dem Training mit LiteGait hat die niemand mehr“, führt Macherius aus. Und dann nimmt die 51-Jährige die Fernbedienung und lächelt Georg Bräuniger an: „Jetzt machen wir die Bremse los und gehen mal los.“

Text und Fotos: Alexander Nortrup

 
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